Twitter kauft mit Whetlab ein Start-up für Künstliche Intelligenz

Twitter hat in einem Tweet Berichte bestätigt: Es übernimmt Whetlab, ein Start-up, das Lösungen für präzisere Vorhersagen auf Basis Künstlicher Intelligenz entwickelt. Seine für Tester zugängliche Plattform schließt zum 15. Juli. Nutzer sollten bis dahin Daten ihrer bisherigen Experimente herunterladen. Zudem werden keine Bewerber mehr in das geschlossene Betaprogramm aufgenommen.

Wie Twitter die Technik integrieren wird, ist offen. Grundsätzlich dürften Whetlabs Algorithmen aber künftig Tweets auswerten – möglicherweise im Interesse von Twitters Anzeigenkunden. Twitter fasst Whetlab unter dem Begriff Maschinelles Lernen – einem Bereich Künstlicher Intelligenz, der durch Algorithmen definiert wird, die in untersuchten Daten Muster erkennen und aufgrund dessen Vorhersagen treffen können.

Whatlab haben Forscher der Universitäten Harvard, Toronto und Sherbrooke gegründet. Es wird bisher von einem Fünf-Personen-Team geleitet. Als Forschungsschwerpunkt nennt es „Hyperparameter-Optimierung“. Das bedeute, dass seine Plattform mit nur wenigen Zeilen Code abgefragt werden könne und bessere Ergebnisse als ein menschlicher Experte in kürzerer Zeit liefere.

Seine Übernahme durch Twitter kommentiert es wie folgt: „Im letzten Jahr haben wir eine Technik entwickelt, um Maschinelles Lernen besser und schneller für Firmen zu machen, ganz automatisch. Twitter ist die Plattform für offene Kommunikation im Netz, und wir glauben, das die Technik von Whetlab große Auswirkungen haben kann, indem sie Twitters Bemühungen im Bereich Maschinelles Lernen beschleunigt.“

Bisherigen Nutzern der Testversion werden Spearmint, SMAC und HyperOpt empfohlen. Ihre Daten können sie im JSON-Format herunterladen.

TechCrunch spekuliert, dass Twitter mit Hilfe von Whetlab seine gezielte Werbung oder auch Empfehlungen interessanter Inhalte verbessern könnte. Das Unternehmen hatte zuletzt Mühe, Anleger von seinem Wachstumspotenzial zu überzeugen. Vor einer Woche hatte es CEO Dick Costolo entlassen. Übergangsweise übernimmt nun Gründer Jack Dorsey.

Im Juli 2014 hatte Twitter mit Madbits ein auf Künstliche Intelligenz und dynamische Suche in Fotos und Videos spezialisiertes Unternehmen aufgekauft. Seine Technik „basiert auf Deep Learning, einem Ansatz für statistisches Maschinelles Lernen, der eine Anhäufung einfacher Projektionen vorsieht, um tragfähige hierarchische Modelle eines Signals zu erstellen.“

[mit Material von Rachel King, ZDNet.com]

Tipp: Was haben Sie über Big Data abgespeichert? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

Google schließt Zero-Day-Lücke in Chrome

Von ihr geht ein hohes Risiko aus. Angreifbar sind Chrome für Windows, macOS und Linux.

12 Stunden ago

KI erkennt Emotionen in echten Sportsituationen

Forschende des KIT haben ein Modell zur Emotionsanalyse entwickelt, das affektive Zustände ähnlich genau wie…

24 Stunden ago

Ermittlern gelingt weiterer Schlag gegen Ransomware-Gruppe LockBit

Sie decken die Identität des Kopfs der Gruppe auf. Britische Behörden fahnden mit einem Foto…

2 Tagen ago

Apple stellt neuen Mobilprozessor M4 vor

Er treibt das neue iPad Pro mit OLED-Display an. Apple verspricht eine deutliche Leistungssteigerung gegenüber…

3 Tagen ago

Cyberabwehr: Mindestens zwei kritische Vorfälle pro Tag

Davon entfällt ein Viertel auf staatliche Einrichtungen und 12 Prozent auf Industrieunternehmen.

3 Tagen ago

Tunnelvision: Exploit umgeht VPN-Verschlüsselung

Forscher umgehen die Verschlüsselung und erhalten Zugriff auf VPN-Datenverkehr im Klartext. Für ihren Angriff benötigen…

3 Tagen ago