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Yahoo muss sich wegen E-Mail-Scanning vor Gericht verantworten

Ein US-Bezirksgericht im kalifornischen San Jose unter Vorsitz von Richterin Lucy Koh hat eine landesweite Sammelklage gegen Yahoo wegen angeblicher Datenschutzverstöße zugelassen. Dem Unternehmen wird laut Reuters vorgeworfen, Inhalte von Nachrichten analysiert zu haben, die von Nicht-Yahoo-Anwendern an Nutzer von Yahoo Mail verschickt wurden, um mit den daraus gewonnen Informationen seine Werbeumsätze zu steigern.

An der Sammelklage auf Grundlage des Stored Communications Act können sich Richterin Koh zufolge alle Verbraucher beteiligen, die seit dem 2. Oktober 2011 E-Mails an Yahoo-Mail-Nutzer gesendet oder von diesen empfangen haben. Eine weitere Gruppe von Nicht-Yahoo-Nutzern in Kalifornien darf Yahoo zudem auf Grundlage des Bundesstaatsgesetzes Invasion of Privacy Act verklagen.

Yahoo ist nicht das einzige große Technikunternehmen, dem das Ausspionieren seiner Nutzer vorgeworfen wurde. Auch Google wurde bereits für ähnliche Überwachungsmaßnahmen zur Steigerung seiner Werbeumsätze verklagt. Das Verfahren wurde jedoch im vergangenen Jahr eingestellt, nachdem Google seine Nutzungsbedingungen um eine Erklärung zum E-Mail-Scanning ergänzt hatte. Im Fall von Yahoo ließ Koh nun die Sammelklage zu, weil ihr zufolge nicht klar ist, ob die Nutzer dem unterstellten E-Mail-Scanning vorab zugestimmt haben.

Die Sammelkläger behaupten, Yahoo habe ihre Nachrichten kopiert und analysiert, um Stichworte und Anhänge zu finden, die ihm dabei helfen, „zielgerichtete Werbung“ zu schalten. Der Internetkonzern soll E-Mails auch auf Spam und Malware überprüft haben. Die Kläger fordern nun Schadenersatz sowie eine Unterlassungserklärung von Yahoo, die ihm untersagt, E-Mails zu durchsuchen.

„Yahoo muss eventuell aus praktischen Gründen seine Scanmethoden individuell anpassen“, erklärte Koh. „Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Kläger geschlossen die Beseitigung einer allgemeinen Yahoo-Richtlinie fordern, die alle Sammelkläger betrifft.“

Die Analyse der Nachrichteninhalte und die Auswahl von Stichworten ermöglicht E-Mail-Anbietern wie Yahoo oder Google, Anzeigen auf ihren Webseiten genauer auf den Nutzer zuzuschneiden. Das wiederum hat meist höhere Umsätze für Vermarkter und Anzeigenkunden zur Folge. Kritiker sehen in dieser Art der Kommunikationsüberwachung aber eine Verletzung der Privatsphäre.

In ähnlichen Verfahren hatte sich Yahoo Anfang letzten Jahres mit zwei Nutzergruppen außergerichtlich geeinigt, die den Konzern ebenfalls wegen des angeblich illegalen Scannens von E-Mails zur Auslieferung zielgerichteter Werbung verklagt hatten. Nach einem Treffen mit Yahoo-Vertretern zogen sie ihre Beschwerden zurück.

[mit Material von Dara Kerr, News.com]

ZDNet.de Redaktion

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