Microsofts Chefstratege: Minecraft ist ein Entwicklungswerkzeug

Microsofts Corporate Vice President of Corporate Strategy Jeff Teper hat im Rahmen einer Konferenz die Übernahme von Minecraft-Erfinder Mojang für 2,5 Milliarden Dollar erklärt. „Minecraft ist ein Entwicklungswerkzeug“, sagte er über das Spiel. „Die Menschen bauen Welten damit. Wenn wir achtjährige Mädchen und Jungen dazu bringen können, Welten zu bauen und mit Vergnügen digitale Inhalte zu entwickeln, werden sie auch mit PowerPoint oder Visual Studio Inhalte schaffen wollen, wenn sie erwachsen sind. Und nicht nur, dass es als eines von wenigen Spiele-Angeboten kein kostenloses Basisprodukt anbieten muss – Minecraft kann tatsächlich Gebühren verlangen. Es erweist sich als großartiges Produkt mit vielen Stärken.“

Minecraft (Bild: Mojang/Microsoft)

Allgemein zum Spiele-Bereich sagte der dieses Jahr zum Chefstrategen beförderte Teper, das sei mit Grund weiter einer der Kernbereiche von Microsoft: „Wenn Sie sich umsehen, sind etwa Videos, Bücher oder Musik nicht im Fokus“ – anders als bei Amazon und Google. „Aber wir betrachten eine Kategorie als etwas Besonderes, nämlich Spiele. Wir haben da eine unglaubliche Marke. Wie passt das? Unter anderem kann man feststellen, dass die Menschen sowohl auf PCs als auch auf Smartphones enorm viel spielen. Viel Zeit wenden sie auch auf Kommunikation und Produktivität und Websurfen auf, aber Spielen steht hoch im Kurs.“

Teper gab auf der Global Technology Conference im kalifornischen Sausalito außerdem eine Reihe interessanter Kommentare zu Microsofts allgemeiner Situation ab – vom Engagement im Mobilbereich bis zur Feststellung, dass man nicht immer auf seine Kunden hören kann, besonders im Cloudbereich. Er bestätigte auch, dass Microsoft jetzt „auf weniger Dinge mit höherem Einsatz wettet“ – was CEO Satya Nadella angedeutet hatte, als er kürzlich sagte, Microsoft werde künftig hauptsächlich in drei Bereiche investieren: Windows, Office 365 und Azure.

Über die Umbenennung von Lync in Skype for Business sagte der Chefstratege etwa: „Lync stellt im Zuge der Umwandlung in Skype for Business eine enorme Chance dar. Teil der Strategie ist es, dass viele Leute Skype kostenlos nutzen, ins Büro kommen, es kennen und von vornherein mögen. Die Heimanwender-Szenarien spielen bei diesen Dual-Use-Anwendungen eine wichtige Rolle.“

Delve (Bild: Microsoft)

Was firmeninterne Suche angeht, hat Microsoft mit Fast Search – anders als HP mit Autonomy – „die Richtige gekauft“. Teper: „Im Jahr 2008 sagte ich, schaut mal, Suche ist wie im Internet, eine Intranet-Suche wird eine große Sache werden. Es gab drei oder vier Kandidaten. Und das Fast-Team, das wir 2008 kauften, ist immer noch führend bei Enterprise-Suche. Vielleicht erinnern sich einige an unsere Ankündigung vor einigen Monaten zu dem Konzept Office Graph und dem Modul Delve für Office, das aufgrund aller Aktivitäten in ihrer Firma relevante Inhalte anzeigt, unabhängig vom Speicherort. Das ist ziemlich beeindruckend. Satya nennt es manchmal Pinterest für Dokumente.“

Dass man im Cloud-Bereich nicht immer auf seine Kunden hören sollte, hat Teper im Jahr 2011 herausgefunden, als Microsoft 100 seiner Technology Advisor Partner befragte, ob sie in drei bis fünf Jahren auf die Cloud migrieren wollten. Die meisten antworteten negativ. „Da wurde mir etwas klar – die Geschichte des Problems mit der Innovation. Unsere Kunden spiegelten die Marktentwicklung verzögert wieder. Die IT-Leute im Raum würden uns nicht sagen können, wohin der Markt geht, sie würden es uns erst hinterher sagen. Das hat uns tatsächlich dazu gebracht, noch stärker in die Cloud zu investieren. Direkt nach diesem Meeting gab es eine Diskussion, dass man diesmal nicht auf die Kunden hören sollte.“

Über Mobilität sagt Teper: „Meiner Meinung nach müssen wir Mobilität erst einmal neu definieren als die Mobilität aller Anwender und nicht unbedingt nur derer, die unsere Plattform nutzen. Wir haben eine großartige Mobilplattform, wir investieren in sie. Aber nehmen wir einmal an, jemand hat einen Windows-PC und ein iPhone, ihm gefällt unsere Software. Wenn er nun seinen nächsten PC, ein Tablet oder Smartphone kauft, ganz egal, wird er sagen, die neue Office-Version ist wunderbar, oder auch das neue Skype, wow, das Surface soll ja einige Besonderheiten bieten, oder das Lumia-Smartphone, da muss ich mal drüber nachdenken.“

[mit Material von Mary Jo Foley, ZDNet.com]

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Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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