Darkhotel: Hacker spähen seit Jahren gezielt Geschäftsleute in Luxus-Hotels aus

Kaspersky hat eine Darkhotel genannte Cyberspionage-Kampagne aufgedeckt, die sich gegen Geschäftsreisende richtet. Demnach spähen Unbekannte schon seit mindestens vier Jahren hochrangige Manager aus, die WLAN-Netze in Luxus-Hotels benutzen. Dabei kommen offenbar Zero-Day-Lücken in Adobe Flash Player zum Einsatz.

Betroffen seien bisher vor allem Führungskräfte wie CEOs und Senior Vice Presidents, aber auch Mitarbeiter von Marketing- und Forschungsabteilungen von Firmen aus den USA und in Asien, die im asiatisch, pazifischen Raum unterwegs sind. Zu den Opfern gehören laut Kaspersky Manager von Technikfirmen, Pharmaunternehmen, Finanzdienstleistern sowie Angehörige von Polizei und Militär sowie deren Lieferanten.

Die Täter griffen ein Ziel niemals mehrfach an und gingen mit chirurgischer Präzision vor, so Kaspersky weiter. „Sie nehmen alle wichtigen Daten, die sie beim ersten Kontakt abgreifen können, löschen die Spuren ihrer Arbeit und ziehen sich in den Hintergrund zurück, um auf das nächste Opfer zu warten.“

Die Cyberkriminellen bieten ihren Opfern, sobald die sich in das kompromittierte WLAN-Netz eines Hotels eingeloggt haben, ein Update für legitime Software wie die Google Toolbar, Adobes Flash Player oder Windows Messenger an, bei dem es sich jedoch um einen Trojaner mit Backdoor-Funktion handelt. Dieses „Willkommenspaket“ infiziert den Rechner des Opfers dann mit einer Spionagesoftware.

Sie kann laut Kasperky weitere Schadsoftware laden und installieren, darunter auch Keylogger. Die Hacker stehlen anschließend Passwörter und vertrauliche Geschäftsdaten. Laut Kurt Baumgartner, Principal Security Analyst bei Kaspersky, haben die Hintermänner von Darkhotel in den vergangenen Jahren wahrscheinlich zahlreiche erfolgreiche Angriffe durchgeführt. Die von ihnen verwendeten Techniken gingen über das normale Verhalten von Cyberkriminellen hinaus. Die Täter verfügten nicht nur über eine „operative Kompetenz“, sondern auch über „mathematische und offensive krypto-analytische Fähigkeiten und andere Ressourcen, die ausreichend sind, um vertrauenswürdige Netzwerke und spezifische Ziele mit strategischer Präzision“ anzugreifen.

Kaspersky arbeitet nach eigenen Angaben mit den betroffenen Hotels zusammen, um die Bedrohung durch Darkhotel zu minimieren. Es rät Geschäftsreisenden, Virtuelle Private Netzwerke (VPN) und aktuelle Sicherheitssoftware zu benutzen und angebotene Updates als verdächtig zu betrachten.

[mit Material von Charlie Osborne, ZDNet.com]

Tipp: Wie sicher sind Sie bei der Sicherheit? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Google: Passkeys schützen mehr als 400 Millionen Google-Konten

Die Passwort-Alternative Passkeys überholt Einmalpasswörter bei der Zwei-Faktor-Authentifizierung. Auch Microsoft setzt sich aktiv für die…

2 Stunden ago

Infostealer: 53 Prozent der Angriffe treffen Unternehmensrechner

Der Anteil steigt seit 2020 um 34 Prozentpunkte. Allein 2023 erfasst Kaspersky rund 10 Millionen…

4 Stunden ago

Salesforce: Mit Einstein GPT zurück auf die Überholspur?

Salesforce forciert den Ausbau seiner Industry Clouds. Mit ihrem Prozesswissen könnten deutsche IT-Dienstleister davon profitieren.

1 Tag ago

Neue Backdoor: Bedrohung durch Malvertising-Kampagne mit MadMxShell

Bisher unbekannter Bedrohungsakteur versucht über gefälschte IP Scanner Software-Domänen Zugriff auf IT-Umgebungen zu erlangen.

2 Tagen ago

BSI-Studie: Wie KI die Bedrohungslandschaft verändert

Der Bericht zeigt bereits nutzbare Angriffsanwendungen und bewertet die Risiken, die davon ausgehen.

3 Tagen ago

KI-Wandel: Welche Berufe sich am stärksten verändern

Deutsche sehen Finanzwesen und IT im Zentrum der KI-Transformation. Justiz und Militär hingegen werden deutlich…

3 Tagen ago