Categories: ÜbernahmeUnternehmen

Nokia-Chairman: „Microsoft-Deal war die beste Lösung“

Nokia-Chairman Risto Siilasmaa hat sich in einem Interview mit dem finnischen Sender YLE zu seinen Sorgen vor dem Verkauf des Mobilgeschäfts an Microsoft und seinen Hoffnungen für die Zukunft geäußert. Ihm zufolge gab es am Mobilmarkt keinen Platz mehr für Nokia und daher sei der Microsoft-Deal die beste aller verfügbaren Alternativen für sein Unternehmen gewesen.

Nokia-Chairman Risto Siilasmaa (Bild: Nokia)

„Einige Monate vor Abschluss des Geschäfts fiel es mir schwer, zu schlafen, als ich erkannt hatte, dass die Situation der Firma einschneidende Änderungen erforderte“, sagte Siilasmaa. „Was jetzt geschehen ist, ist tatsächlich die beste aller möglichen Lösungen. Ich kann mir keine realistische Alternative vorstellen, bei der die Zukunft des Unternehmens so rosig aussähe wie jetzt.“

Weiterhin führte der Chairman im Gespräch mit YLE aus: „Nokia war in einer Situation, in der seine Erfolgschancen im Mobilgeschäft immer geringer wurden. Hätten wir diesen Weg weiterverfolgt, hätten reichlich große Veränderungen stattgefunden, ohne Rücksicht auf Nokia. Ein Unternehmen, dem das Geld ausgeht und das Verluste verbucht, gerät in eine Lage, in der andere Entscheidungen an seiner statt treffen.“

Das Smartphone-Geschäft sei momentan strukturell uninteressant, wie einige Analysten treffend beschrieben hätten, so Siilasmaa weiter. „Wir befinden uns in einer Phase, in der zwei große Player den Markt mit ihren starken Ökosystemen dominieren. Alle anderen machen Verlust oder erreichen bestenfalls die Gewinnschwelle. Und bisher ist kein eindeutiges Ende dieser Phase in Sicht.“

Nach dem Verkauf der Mobilgerätesparte sei Nokia nun ein profitables Unternehmen mit einer überzeugenden Bilanz, betonte der Chairman. Marktwirtschaftlich gesehen habe sich sein Wert seit dem Microsoft-Deal und dem Kauf von Siemens‘ Anteilen an dem gemeinsamen Netzwerk-Joint-Venture NSN nahezu verzehnfacht.

Der ehemals führende Handyhersteller konzentriert sich nun auf drei Geschäftsbereiche: NSN, die Navigationssparte Here und Advanced Technologies, das Forschung und Patente umfasst. Vor allem das Geschäft mit Patenten wollen die Finnen weiter ausbauen.

Siilasmaa sieht in allen drei Bereichen großes Wachstumspotenzial, hebt angesichts der fortschreitenden Verbreitung des Internet der Dinge jedoch Smart Devices hervor, insbesondere Entwicklungen für Autos. Er zeichnete gegenüber YLE das Bild einer Zukunft, in der sich nicht nur Garagentüren bei der Ankunft zuhause automatisch öffnen oder die Musiksammlung sich zwischen Autoradio und heimischer Stereoanlage selbständig synchronisiert, sondern auch selbstlenkende Autos Menschen vor der Tür abholen.

„Wir bieten ein breites Produktportfolio für Firmen an, die selbstlenkende Autos und zugehörige Dienste entwickeln. Wir entwerfen diese Systeme beispielsweise in Zusammenarbeit mit Mercedes. Es ist eine sehr interessante Wachstumsmöglichkeit für uns, die wir in diesem Jahr eingehender untersuchen.“

[mit Material von Eeva Haaramo, ZDNet.com]

Tipp: Wie gut kennen Sie Nokia? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Podcast: „Die Zero Trust-Architektur ist gekommen, um zu bleiben“

Unternehmen greifen von überall aus auf die Cloud und Applikationen zu. Dementsprechend reicht das Burg-Prinzip…

1 Stunde ago

Google schließt weitere Zero-Day-Lücke in Chrome

Hacker nutzen eine jetzt gepatchte Schwachstelle im Google-Browser bereits aktiv aus. Die neue Chrome-Version stopft…

3 Stunden ago

Hacker greifen Zero-Day-Lücke in Windows mit Banking-Trojaner QakBot an

Microsoft bietet seit Anfang der Woche einen Patch für die Lücke. Kaspersky-Forscher gehen davon aus,…

4 Stunden ago

Adobe schließt neun kritische Lücken in Reader und Acrobat

Das jüngste Update bringt insgesamt zwölf Fixes. Schadcode lässt sich unter Umständen ohne Interaktion mit…

12 Stunden ago

Fabrikautomatisierung: Siemens integriert SPS-Ebene

Eine softwarebasierte Workstation soll es Ingenieuren erlauben, sämtliche Steuerungen zentral zu verwalten. Pilotkunde ist Ford.

13 Stunden ago

Ebury-Botnet infiziert 400.000 Linux-Server weltweit

Kryptodiebstahl und finanzieller Gewinn sind laut ESET-Forschungsbericht die vorrangigen neuen Ziele.

1 Tag ago