Linux-Werkzeug GnuTLS weist „Goto Fail“ ähnliche Lücke auf

Eine Sicherheitsüberprüfung durch Red Hat hat ergeben, dass alle Versionen des verbreiteten Linux-Werkzeugs GnuTLS eine Schwäche bei der Kontrolle von Sicherheitszertifikaten aufweisen. Die Nachricht kommt nur eine Woche, nachdem Apple eine ähnliche Schwachstelle in iOS und (drei Tage später) auch in OS X behoben hat.

Laut der GnuTLS-Website behandelt das GNU-Tool „bestimmte Fehler“ falsch, die bei der Verifizierung von SSL-Zertifikaten auftreten können. Statt einem Abbruch der Verifizierung meldet die Software dann eine erfolgreiche Überprüfung. So können spezielle Zertifikate eine sichere Verbindung vorspiegeln, ohne dass sie wirklich aus einer vertrauenswürdigen Quelle stammen.

Um die Lücke zu schließen, muss die Bibliothek auf eine der neusten Versionen – 3.2.12 oder 3.1.22 – gebracht werden. Für GnuTLS 2.12.x liegt außerdem ein Patch vor.

Als „Goto fail“-Lücke wurde Apples Schwachstelle bekannt, weil der Programmcode einen relativ simplen, aber schwerwiegenden Fehler aufwies. Die Sprunganweisung „Goto fail“ wurde an einer Stelle versehentlich doppelt eingefügt – und damit die vorgesehene Überprüfung der digitalen Signatur verhindert. Das ermöglichte Man-in-the-Middle-Angriffe mit weitreichenden Folgen, wie Sicherheitsforscher Aldo Cortesi mit dem modifizierten Tool Mitmproxy demonstrierte: „Fast jeder verschlüsselte Traffic ließ sich abfangen – einschließlich Benutzernamen, Passwörtern und selbst Apples App-Updates.“

Auch in Linux ist es ein falsch gesetzter Sprungbefehl, der das Problem verursacht. Wie bei Apples „Goto Fail“-Lücke ist also ein Man-in-the-Middle-Angriff realisierbar, und vermeintlich sichere Kommunikation kann abgehört werden. Cortesi sagte dazu: „Ich halte es für gut möglich, dass ich nicht der Erste war, daher sollten wir sicherheitshalber annehmen, dass die Lücke bereits aktiv ausgenützt wird. Außerdem ist natürlich auch wahrscheinlich, dass die Nachrichtendienste schon länger an der Sache dran sind.“

[mit Material von Chris Duckett, ZDNet.com]

Tipp: Wie sicher sind Sie bei der Sicherheit? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

Salesforce: Mit Einstein GPT zurück auf die Überholspur?

Salesforce forciert den Ausbau seiner Industry Clouds. Mit ihrem Prozesswissen könnten deutsche IT-Dienstleister davon profitieren.

5 Stunden ago

Neue Backdoor: Bedrohung durch Malvertising-Kampagne mit MadMxShell

Bisher unbekannter Bedrohungsakteur versucht über gefälschte IP Scanner Software-Domänen Zugriff auf IT-Umgebungen zu erlangen.

1 Tag ago

BSI-Studie: Wie KI die Bedrohungslandschaft verändert

Der Bericht zeigt bereits nutzbare Angriffsanwendungen und bewertet die Risiken, die davon ausgehen.

2 Tagen ago

KI-Wandel: Welche Berufe sich am stärksten verändern

Deutsche sehen Finanzwesen und IT im Zentrum der KI-Transformation. Justiz und Militär hingegen werden deutlich…

2 Tagen ago

Wie ein Unternehmen, das Sie noch nicht kennen, eine Revolution in der Cloud-Speicherung anführt

Cubbit ist das weltweit erste Unternehmen, das Cloud-Objektspeicher anbietet. Es wurde 2016 gegründet und bedient…

2 Tagen ago

Dirty Stream: Microsoft entdeckt neuartige Angriffe auf Android-Apps

Unbefugte können Schadcode einschleusen und ausführen. Auslöser ist eine fehlerhafte Implementierung einer Android-Funktion.

3 Tagen ago