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Chinesische Arbeitsschützer erheben neue Vorwürfe gegen Samsung

Die chinesische Arbeitsschutzorganisation China Labor Watch (CLW) hat im Oktober und November erneut Samsungs eigene Betriebe sowie Lieferanten in Dongguan und Tianjin kontrolliert. In ihrem Untersuchungsbericht wirft sie dem koreanischen Elektronikkonzern arbeitsrechtliche Verstöße vor. Demnach wird in vielen Produktionsstätten die gesetzlich zulässige Arbeitszeit deutlich überschritten.

Die Zahl der geleisteten Überstunden übertrifft das gesetzliche Limit um Faktor drei bis sechs. In einem Betrieb des Samsung-Lieferanten Chitwing Mould Industry liege die monatliche Arbeitszeit bei mehr als 220 Stunden, so CLW. Die Beschäftigten dort arbeiteten 15 oder 16 Stunden täglich – bei möglicherweise nur einem freien Tag pro Monat.

Andere Fabriken legen neuen Mitarbeitern angeblich Blanko-Arbeitsverträge zur Unterzeichnung vor. Sie sollen zudem bevorzugt Frauen im Alter zwischen 16 und 24 Jahren einstellen. Viele Beschäftigte sind den Arbeitsschützern zufolge gezwungen, im Stehen zu arbeiten, obwohl sie ihre Tätigkeit auch sitzend ausführen könnten.

CLW kritisiert auch, dass sich die Bedingungen nach früheren Kontrollen nicht verbessert haben. „Im Vergleich zu unseren Untersuchungen Anfang des Jahres können wir feststellen, dass Samsung seit der Veröffentlichung unseres ersten Berichts am 4. September keine Fortschritte erzielt hat. Verstöße wie illegale Überstunden, Diskriminierung, unfaire Behandlung, geringe Löhne sowie minderjährige und studentische Arbeitskräfte sind in Samsungs Fabriken immer noch gegenwärtig.“

Samsungs eigenen Prüfbericht, den das Unternehmen Anfang der Woche veröffentlicht hatte, sieht CLW mit Skepsis. Darin stellt das Unternehmen zwar „mehrere Unregelmäßigkeiten“ fest, aber keine Kinderarbeit. Die Unregelmäßigkeiten waren etwa exzessive Überstunden und Strafen für Verspätungen oder Abwesenheit. Das Überstundenproblem will Samsung beispielsweise erst bis zum Jahresende 2014 abstellen.

„Samsung verspricht eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in seinen Fabriken, aber entscheidend ist, ob und wie sie die neu aufgestellten Richtlinien umsetzen und überwachen“, schreibt China Labor Watch. Statt der geplanten Kontrollen, die für ihre Unzuverlässigkeit bekannt seien, solle Samsung lieber auf eine direkte Kommunikation mit seinen Arbeitern setzen und Arbeitnehmervertretungen oder eine Hotline einrichten.

[mit Material von Lance Whitney, News.com]

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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