Julian Assange beantragt politisches Asyl in Ecuador

Wikileaks-Gründer Julian Assange hat bei der Botschaft Ecuadors in London politisches Asyl beantragt. Wie die BBC berichtet, bestätigte Ricardo Patino, Außenminister des südamerikanischen Lands, den Erhalt der Anfrage. Das britische Außenministerium arbeitet demnach mit Ecuador an einer Klärung der Situation.


Julian Assange (Bild: CBS News)

„Als Unterzeichner der Menschrechtserklärung der Vereinten Nationen, die eine Prüfung aller Asylanträge verlangt, haben wir das Gesuch sofort an das zuständige Ministerium in Quito weitergeleitet“, heißt es in einer Erklärung der ecuadorianischen Botschaft. „Während wir Herrn Assanges Antrag prüfen, bleibt er in der Botschaft unter dem Schutz der ecuadorianischen Regierung.“ Ecuador mische sich aber nicht in die juristischen Vorgänge in Großbritannien oder Schweden ein.

Nach Angaben von Patino wirft Assange der Regierung seines Heimatlands Australien mangelnde Unterstützung vor. Assange befürchte zudem, er könne in ein Land ausgeliefert werden, das Spionage mit dem Tode bestrafe, ergänzte Patino.

Eine Sprecherin des britischen Außenministeriums bestätigte der BBC, dass sich Assange nun in der diplomatischen Vertretung Ecuadors aufhält. Er „befinde sich auf diplomatischem Gebiet“ und sei „außer Reichweite der Polizei“.

Vaughan Smith, bei dem Assange während seines Hausarrests in Großbritannien gelebt hat, äußerte gegenüber der BBC Verständnis für Assanges Vorgehen. „Es gab eine organisierte Kampagne gegen ihn. Und er glaubte, er würde von Schweden aus an die USA überstellt.“

Schon Ende 2010 war Ecuador als möglicher Zufluchtsort für Julian Assange im Gespräch. Damals fahndete Interpol im Auftrag der schwedischen Justiz nach dem Wikileaks-Gründer. Ecuador bot zu dem Zeitpunkt an, ihn ohne Bedingungen aufzunehmen.

Kurz darauf war Assange in London verhaftet worden. In Schweden werfen ihm zwei Frauen sexuelle Übergriffe und Nötigung vor. Assange widerspricht dieser Darstellung und nennt das Verfahren gegen ihn eine politisch motivierte Intrige. Nur wenige Wochen vor der Anklage hatte Wikileaks brisante Geheimakten der USA zum Afghanistan-Krieg veröffentlicht.

In der vergangenen Woche entschied der britische Supreme Court, den Wikileaks-Gründer an Schweden auszuliefern. Es war das dritte Mal, dass ein Gericht in Großbritannien die Auslieferung Assanges anordnete. Einen Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens lehnte das Gericht ebenfalls ab.

[mit Material von Donna Tam, News.com]

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ZDNet.de Redaktion

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