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Brief mit Vorwürfen gegen früheren HP-Chef Mark Hurd veröffentlicht

Der frühere HP-CEO Mark Hurd hat vergeblich versucht, die Veröffentlichung eines Briefes zu verhindern, in der ihm Staranwältin Gloria Allred die sexuelle Belästigung ihrer Klientin Jodie Fisher über zwei Jahre hinweg vorwarf. Diese Affäre hatte letztlich zum Rücktritt des erfolgreichen CEOs Hurd und einem rasanten Schlingerkurs von Hewlett-Packard geführt. Während Hurd inzwischen eine führende Position bei Oracle einnimmt, musste HP seinen Nachfolger Leo Apotheker rasch wieder auswechseln und den von ihm eingeschlagenen Kurs korrigieren.


Mark Hurd (Bild: HP)

Die Veröffentlichung des umstrittenen Briefes wurde von Investoren mit einer Klage gegen HP bewirkt, die dem Unternehmen vorwerfen, nicht im besten Interesse der Aktionäre gehandelt zu haben. Sie wollen darüber hinaus die Ergebnisse der internen Untersuchung von HP sowie Einzelheiten über die Abfindungszahlung erfahren. Ein Gericht in Delaware entschied jetzt, dass Hurd keine guten Gründe anführen konnte, den Brief weiter unter Verschluss zu halten.

Mark Hurd hatte Jodie Fisher mit der Begrüßung hochgestellter Gäste und anderer CEOs bei HP-Veranstaltungen betraut. Die TV-Darstellerin („Age of Love“) und alleinerziehende Mutter soll dafür jeweils 6000 Dollar je Termin erhalten haben. In dem jetzt mit relativ wenigen Schwärzungen veröffentlichten Brief warf die als „Pitbull“ bekannte Promi-Anwältin Gloria Allred dem verheirateten Mark Hurd vor, bei einer Besprechung in seinem Hotelzimmer wiederholt die Brüste Fishers berührt und sie aufgefordert zu haben, die Nacht mit ihm zu verbringen. Sie habe jedoch eindeutig abgelehnt mit den Worten: „Bestimmt nicht. Ich kenne Sie kaum, und Sie sind mein Chef.“

Dem Schreiben zufolge bedrängte Hurd die Schauspielerin auch später weiter: „Es ist klar, dass Sie von Anfang an die Absicht hatten, sie zu Ihrer Geliebten zu machen, und dafür Ihren Status und die Autorität als CEO von HP nutzten.“ Als weitere – für HP heikle – Anschuldigung brachte Anwältin Allred vor, Hurd habe ihr 2008 bei einem Treffen in Madrid vertrauliche Informationen über die damals geplante Übernahme von Electronic Data Systems (EDS) für 13,9 Milliarden Dollar mitgeteilt. Zugleich habe er ihr an einem Geldautomaten sein Guthaben im Millionenbereich gezeigt.

Eine von HPs Aufsichtsrat eingeleitete Untersuchung ergab damals, Hurd habe sich zwar nicht der sexuellen Belästigung schuldig gemacht, aber einen „erheblichen Mangel an Urteilsvermögen“ bewiesen. Moniert wurden außerdem unsaubere Spesenabrechnungen. Hurd hatte offenbar einige Male teuer mit Jodie Fisher diniert und dabei einen Leibwächter als Tischpartner genannt. Es kam zu einer kurzfristigen Auflösung von Hurds Arbeitsvertrag, über deren wirkliche Hintergründe immer wieder spekuliert wurde.

Berichten zufolge zahlte Hurd einen höheren Betrag an Jodie Fisher, um die Vorwürfe außergerichtlich beizulegen. Hurd wie Fisher erklärten wiederholt, keine sexuelle Beziehung unterhalten zu haben. Zur Veröffentlichung des Briefs gab Hurds Anwältin Amy Wintersheimer eine Erklärung ab: „Wir haben das Gericht gebeten, den Brief als vertraulich zu behandeln, da er voll von Ungenauigkeiten ist, wie Frau Fisher selbst zugegeben hat. Die Wahrheit ist, dass es niemals zu einer sexuellen Belästigung kam, wie durch HPs eigene Untersuchung bestätigt, und es gab nie eine sexuelle Beziehung, was auch Frau Fisher bestätigt hat.“

ZDNet.de Redaktion

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