Der Chaos Computer Club (CCC) hat die Bundesfinanzagentur auf „gravierende Sicherheitslücken“ hingewiesen. Auch das Internetbanking soll davon betroffen sein. Derzeit wird versucht, das Problem zu beheben. Nach eigenen Angaben hatte der CCC auf einen anonymen Hinweis hin die Webserver der Deutschen Finanzagentur überprüft.

Laut CCC konnten Nutzer auf den Webseiten der Bundesfinanzagentur jederzeit eigene Angebote für Geldgeschäfte einstellen sowie die Offerten der Finanzagentur verändern und ergänzen. Ob seit 2009 Transaktionen so manipuliert wurden, sei bisher nicht bekannt. Missbrauch sei dadurch erleichtert worden, dass die Finanzagentur einen grafischen Datenmanager anbot.

Auch das integrierte Onlinebanking zeigte dem CCC zufolge erhebliche Mängel. Aufgrund einer fehlerhaften Konfiguration des Webservers könne ein Angreifer bestimmen, was beim Klick auf den Link „Internetbanking“ auf dem Portal www.bundeswertpapiere.de geschieht. „Er kann den Webserver so umprogrammieren, dass er als Zwischenpuffer für das Webbanking-System funktioniert – ein Vorgehen, das als Phishing bekannt ist“, heißt es in einer Stellungnahme des CCC. Die eingesetzte Serversoftware von Apache unterstütze die dazu nötigen Funktionen standardmäßig.

„Dadurch können Daten wie Benutzernamen, Passwörter und PINs ohne viel Aufwand abgefangen und missbraucht werden“, schreibt der CCC weiter. Ein Kunde der Finanzagentur habe im Gegensatz zu Phishing-Angriffen auf andere Onlinebanking-Systeme keine Möglichkeit, herauszufinden, dass seine Daten mitgelesen werden. Da der Angriff vom originalen Webserver ausgehe, blieben auch eventuelle Phishing-Warnungen des Browsers aus.

„Diese Sicherheitslücke ist schwerwiegend, weil schon mittels sehr einfacher Phishing-Methoden alle Zugangsdaten der Kunden hätten ausgespäht werden können“, erklärte CCC-Sprecher Dirk Engling. „Es geht hier nicht nur um eine fehlerhafte Konfiguration eines Webservers, sondern auch um den jahrelangen Betrieb dieses sensiblen Servers ohne ernsthafte Prüfung auf Sicherheitsmängel.“

Die Deutsche Finanzagentur ist der zentrale Dienstleister, der mit der Kreditaufnahme des Bundes durch Schuldscheindarlehen und Bundesschatzbriefe sowie mit dem Schuldenmanagement betraut ist. Sitz ist in Frankfurt am Main. Vorwiegend stellt die Agentur ihre Dienste dem Bundesfinanzministerium (BMF) zur Verfügung; sie verhandelt Zinssätze und gleicht das Konto der Bundesrepublik Deutschland bei der Deutschen Bundesbank aus.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Supercomputer-Ranking: Vier europäische Systeme in den Top Ten

Einziger Neueinsteiger ist das Alps-System in der Schweiz. Die weiteren Top-Ten-Systeme aus Europa stehen in…

10 Stunden ago

Angriffe mit Banking-Malware auf Android-Nutzer nehmen weltweit zu

Im vergangenen Jahr steigt ihre Zahl um 32 Prozent. Die Zahl der betroffenen PC-Nutzer sinkt…

11 Stunden ago

Künstliche Intelligenz fasst Telefonate zusammen

Die App satellite wird künftig Telefongespräche in Echtzeit datenschutzkonform mit Hilfe von KI zusammenfassen.

15 Stunden ago

MDM-Spezialist Semarchy stellt Data-Intelligence-Lösung vor

Als Erweiterung von Master-Data-Management ermöglicht es die Lösung, den Werdegang von Daten verstehen und sie…

16 Stunden ago

Apple stopft 15 Sicherheitslöcher in iOS und iPadOS

Sie erlauben unter anderem das Einschleusen von Schadcode. In älteren iPhones und iPads mit OS-Version…

17 Stunden ago

Hochleistungs-NAS-Speicher für KI-Daten

Neuer Speicher für KI von Huawei mit integrierter Ransomware-Erkennungs-Engine und deutlich geringerem Energiekonsum.

18 Stunden ago