Das Thema der Übernahme hat SAP-Mitgründer und -Aufsichtsratschef Hasso Plattner selbst angestoßen: „Auch unsere Firma muss wachsen, sonst passiert uns das, was Opel 1929 passiert ist: dass die Firma einen neuen Besitzer bekommt“, war in der Januarausgabe des Manager Magazins zu lesen. Die von Plattner bewusst geschürte Furcht vor einer möglichen Übernahme zieht sich wie ein roter Faden durch den Artikel „Tief über Walldorf“ des Wirtschaftsmagazins.
Davon angeregt, setzte sich auch die Wirtschaftswoche unter dem martialischen Titel „Kampf um die Ikone“ mit dem Thema auseinander. Doch kann SAP wirklich übernommen werden und danach sinnvoll mit seinen Angeboten und Inhalten am Markt weiterleben? Ich behaupte: Nein. SAP muss schon selbst die Karre wieder flott bekommen – oder langsam untergehen.
Eine SAP-Übernahme ist keine Finanzfrage, sondern erfordert die Auseinandersetzung mit Fragen des Unternehmertums, des Managements und der Machbarkeit. Als mögliche SAP-Käufer nennt das Manager Magazin, Google, IBM, Hewlett-Packard und Microsoft. Die Wirtschaftswoche hat in ihrer „Tabelle der Konkurrenten“ außer Google dieselben Firmen aufgelistet, aber korrekter Weise auch den direkten Konkurrenten Oracle hinzugenommen.
Dazu muss gleich bemerkt werden, dass nur Microsoft und Oracle wirkliche Konkurrenten sind. Google spielt in einer ganz anderen Liga. IBM und HP dagegen sind trotz des enormen Software-Umsatzes beider Firmen, eher Hardware-Partner. Analysieren wir also zunächst einmal die beiden Softwarehäuser als mögliche Käufer.
Oracle-Chef Larry Ellison hat seit einer Reihe von Übernahmen der vergangene Jahre inhaltlich alles an Bord, was er als Anbieter auf dem IT-Markt braucht – seit dem Kauf von Sun sogar Hardware und Prozessoren. Motiv für eine Akquisition von SAP wäre also lediglich die Vernichtung eines Konkurrenten. Das ist sowohl kartellrechtlich undenkbar als auch gegenüber dem weltweiten Kundenstamm von SAP nicht verantwortbar. Oracle könnte weder die Mammutaufgabe bewältigen, diese Kunden auf seine Business-Produkte zu migrieren, noch die SAP-Produkte ernsthaft weiter bedienen.
Auch eine Übernahme durch Microsoft wäre ein Fall für die Kartellbehörden auf beiden Seiten des Atlantiks. Steve Ballmer könnte SAP zwar theoretisch gut in seinem bereits heute etwas überfüllten Portfolio gebrauchen, kann aber mit Software für größere Unternehmen nicht wirklich etwas anfangen. Microsoft ist in der Welt der Personal Computer und PC-Server sowie in der Consumerwelt zu Hause. Corporate Computing gehört nicht dazu. Kleinere und mittlere Unternehmen zu bedienen, ist schon Aufgabe genug. Beispiel: Bisher wurde die Übernahme des dänischen Softwarehauses Navision kaum nutzbringend für den Kunden verdaut – und das war im Vergleich zum Pottwal SAP maximal eine Forelle.
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