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Machtfaktor Mainframe

Angesichts der anscheinend wieder aufgeflammten Grabenkämpfe am totgesagten Mainframe-Markt drängt sich die Frage auf, warum dieser immer noch attraktiv zu sein scheint. Nach Angaben der Marktforscher von IDC trug der Umsatz mit Mainframes 2008 immer noch 9,9 Prozent zum ingesamt rund 53 Milliarden Dollar schweren Server-Markt bei. Und das ist nur die Hardware, die „Big Irons“ (große Eisen), wie sie in der Branche spöttisch bewundernd genannt werden.

Viel wichtiger scheint die Tatsache zu sein, dass unzählige Anwendungen unseres Alltags auf die Struktur der Mainframe-Architektur zurückgreifen. Vor allem im Banken- und Versicherungswesen sind die auf Transaktionen und Stapelverarbeitung spezialisierten „Big Irons“ nicht wegzudenken. Überweisungen, Abhebungen am Bankautomaten oder Kartenzahlungen laufen über Mainframe-System, die lange schon auch auf Echtzeitanwendungen aufgerüstet wurden.

Viel Verwirrung entsteht dadurch, dass der begriff Mainframe häufig als Synonym für Großrechner im Allgemeinen genutzt wird. Das ist aber falsch. Es gibt mehrere Großrechnertypen. So sind Mainframes im Gegensatz zu sogenannten Supercomputern – früher Number Cruncher, heute HPC (High Performance Computer) genannt, die auf hohe Rechenleistungen (computing) hin entwickelt werden, als General-Purpose-Maschine auf Zuverlässigkeit und hohen Datendurchsatz ausgelegt. Die typischen Anwendungen eines Mainframes sind wie erwähnt in Banken, Versicherungen, großen Unternehmen und in der öffentlichen Verwaltung zu finden. Dazu kommen noch große Unix-Rechner von Herstellern wie Sun Microsystems und HP.

Dieser Server-Markt ist als Basis der Unternehmens-IT schon seit Jahren heftig umkämpft. Dabei konnten für viele Anwendungen Server nach dem sogenannten Industriestandard (Prozessoren von Intel oder AMD, Software von Microsoft oder Open Source) als preiswerte Lösungen punkten. Dies gilt vor allem für die sogenannten Blade-Server, die auch mit ihren guten „grünen“ Werten und der leichteren Verwaltung gegenüber schwer zu verwaltenden Serverfarmen von sich Reden machten. Doch der „grüne“ Vorteil gilt auch für Mainframes.

Die Herausforderung scheint zu sein, inwieweit diese Technik sich auch für die genannten geschäftskritischen Anwendungen der bisherigen Mainframe-Welt einsetzen lassen. Intel und Microsoft glauben jedenfalls daran, dass es geht. Sie unterstützen Firmen wie T3. Der bekannteste Anbieter für Mainframe-Migration ist jedoch das britische Unternehmen Micro Focus. Dessen „Enterprise Application Modernization Software“ erlaubt es, „Mainframe- Applikationen mit modernen Technologien und Architekturen wie Java, Linux, .NET oder SOA zu verbinden“. Enterprise-Anwendungen ließen sich so mit weniger Risiko und geringeren Kosten betreiben, so die Werbung. Überall scheint das noch nicht gelungen zu sein. Das belegen fast zehn Prozent vom Server-Markt für die Mainframes.

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ZDNet.de Redaktion

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