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Cobol: mit 50 Jahren noch kein bisschen müde

Diese große Flexibilität erlaube es Unternehmen, ihre bestehenden Cobol-Applikationen ohne großen Aufwand zu modernisieren und sie nicht nur auf Mainframe-Systemen, sondern auch auf aktuellen Plattformen wie Windows oder Linux zu betreiben, um dadurch in erheblichem Umfang Kosten zu sparen. „Cobol hat schon viele Technologien kommen und gehen sehen“, erklärt Rainer Downar, Country Manager von Micro Focus Central Europe. „Cobol wird es auch dann noch geben, wenn die meisten der heute aktuellen Technologien schon wieder vom Markt verschwunden sein werden.“

Dass Cobol langlebiger ist, als mancher – sogar seiner Entwickler – meinte, zeigte sich 1999. Mitentwicklerin Grace Hopper hatte 1959 aus Kostengründen und um wertvollen Speicherplatz zu sparen, die Datumsangaben beim Jahr auf zwei Stellen begrenzt. Zum Jahrtausendwechsel mussten daher alle Cobol-Programme überarbeitet oder ausgemustert werden – eine Mammutaufgabe, denn schließlich waren rund 80 Prozent aller betriebswirtschaftlichen Programme in Cobol geschrieben.

Die dadurch entstandenen Milliarden-Kosten haben Cobol jedoch mitnichten den Todesstoß versetzt. Vielmehr wurden für das Geschäft mit der Datumsumstellung überall Cobol-Veteranen reaktiviert und neue Kräfte ausgebildet.

Das Ergebnis: Die Umstellung gelang und die Lebensdauer der Uraltprogramme verlängerte sich um weitere Jahre, vielleicht Jahrzehnte. Nach Schätzung ist der Prozentsatz der in Cobol laufenden Anwendungen durch die Jahr-2000-Umstellung lediglich von 80 auf 60 Prozent gesunken.

Dennoch ist mit der traditionellen Nutzung von Cobol schon seit Jahren eine Reihe von Problemen verbunden. Das größte davon ist die Nachwuchsfrage. Kaum ein Student der Informatik fühlt sich zu der mächtigen, zwar als sicher aber auch als starr geltenden „Großmutter der kommerziellen Programmiersprachen“ hingezogen. Das Werkzeug der Stunde ist schon seit geraumer Zeit Java von Sun Microsystems, das nach der Übernahme zu Larry Ellisons Oracle gehören wird.

Das objektorientierte Java ist im Vergleich zur mächtigen Maschine Cobol eine wesentlich leichter zu benutzende „Kurzschrift-Programmiersprache“, erläutert der erfahrene HP-Kundenbetreuer Helmut Öhlinger die Situation in den Rechenzentren. Die Zukunft liege bei Java, allerdings müsse die Verbindung zur „Legacy-Sprache“ Cobol über die Jahre aufgearbeitet werden.


Eine Auswertung des Projektportals Gulp zeigt, dass die zur Jahrtausendwende ausgebildeten Cobol-Spezialisten (blaue Linie) auch heute noch gefragt sind und Stundensätze über dem Durchschnitt (schwarze Linie) aller bei Gulp registrierten Freelancer verlangen können (Bild: Gulp.de)

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ZDNet.de Redaktion

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