Wine 1.0 macht Windows-Programme unter Unix lauffähig

Das Open-Source-Projekt Wine („Wine is not an Emulator“) hat nach 15 Jahren Entwicklungszeit die finale Version 1.0 seines gleichnamigen Tools freigegeben. Die Umsetzung der Windows-Programmierschnittstellen für Unix-Derivate erlaubt es, Windows-Software unter Betriebssystemen der Unix-Familie wie Linux zu nutzen.

Die Free Software Foundation Europe (FSFE) sieht in Wine ein Werkzeug, das Unternehmen beim Umstieg auf freie Betriebssysteme unterstützt. „Firmen können ihre Spezialanwendungen weiter nutzen“, sagt FSFE-Sprecher Matthias Kirschner. „Das ist von großer Bedeutung, da viele Software-Lösungen nicht für verschiedene Plattformen umgesetzt sind und ein Ersatz durch andere Programme häufig schwer möglich ist.“

Die Wine-Entwickler betonen, dass die erreichte Kompatibilität mit Version 1.0 noch nicht perfekt sei. Beispielsweise gebe es bei der Unterstützung von Microsoft-Office-Suiten Verbesserungspotenzial, und Microsofts Entwicklungsplattform .NET mache ebenfalls noch Probleme.

Nicht nur Anwendungen werden durch Wine unter Unix nutzbar. Schon das erste mit Wine 1993 unter Unix genutzte Windows-Programm war mit „Solitaire“ ein Spiel, und auch heute wird der Kompatibilitäts-Layer gerne für Unterhaltungssoftware genutzt. Die auf Community-Stimmen basierende Liste der beliebtesten „Platin“-Programme, die von Wine optimal unterstützt werden, wird vom Online-Rollenspiel „Guild Wars“ angeführt. An zweiter Stelle folgt zwar mit „Photoshop CS2“ eine Grafiksoftware, doch insgesamt dominieren Spiele das Spitzenfeld der Platin-Liste. Gleiches gilt für die „Gold“-Liste von Programmen, die mit kleinen Kniffen problemlos funktionieren, beispielsweise „World of Warcraft“.

Angefangen hat Wine 1993 als Projekt, mit dem Windows-3.1-Programme unter Unix lauffähig gemacht werden sollten. Die jetzige Version unterstützt auch Win32-Anwendungen (bis hin zu XP-Software). Sie können damit nicht nur unter Linux, sondern auch unter diversen Unix-Derivaten genutzt werden. Dazu zählen Suns Solaris sowie über die BSD-Entwicklungsschiene Mac OS X. Das freie Tool Wine 1.0 steht unter Version 2.1 der GNU Lesser General Public License (LGPL) und ist im Quelltext verfügbar. Fertig kompilierte Pakete sollen in Kürze folgen.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Infostealer: 53 Prozent der Angriffe treffen Unternehmensrechner

Der Anteil steigt seit 2020 um 34 Prozentpunkte. Allein 2023 erfasst Kaspersky rund 10 Millionen…

21 Minuten ago

Salesforce: Mit Einstein GPT zurück auf die Überholspur?

Salesforce forciert den Ausbau seiner Industry Clouds. Mit ihrem Prozesswissen könnten deutsche IT-Dienstleister davon profitieren.

21 Stunden ago

Neue Backdoor: Bedrohung durch Malvertising-Kampagne mit MadMxShell

Bisher unbekannter Bedrohungsakteur versucht über gefälschte IP Scanner Software-Domänen Zugriff auf IT-Umgebungen zu erlangen.

2 Tagen ago

BSI-Studie: Wie KI die Bedrohungslandschaft verändert

Der Bericht zeigt bereits nutzbare Angriffsanwendungen und bewertet die Risiken, die davon ausgehen.

3 Tagen ago

KI-Wandel: Welche Berufe sich am stärksten verändern

Deutsche sehen Finanzwesen und IT im Zentrum der KI-Transformation. Justiz und Militär hingegen werden deutlich…

3 Tagen ago

Wie ein Unternehmen, das Sie noch nicht kennen, eine Revolution in der Cloud-Speicherung anführt

Cubbit ist das weltweit erste Unternehmen, das Cloud-Objektspeicher anbietet. Es wurde 2016 gegründet und bedient…

3 Tagen ago