EU-Parlamentarier starten Pro-Filesharing-Kampagne

Der schwedische EU-Abgeordnete der Grünen, Carl Schlyter, hat eine Pro-Filesharing-Kampagne gestartet. Unter dem Motto „I wouldn’t steal!“ soll bisherigen Initiativen der Musik- und Filmindustrie entgegengewirkt werden. Diese hätten nach Meinung des Politikers bisher immer wieder versucht, Tauschbörsenbenutzer pauschal mit Kriminellen gleichzusetzen. Wer aber lediglich eine Sicherungskopie erstelle, begehe keinen Raub, lautet die Kernbotschaft eines auf der Homepage zu findenden Videoclips.

„Die Unterhaltungsindustrie hat es bisher nicht geschafft, brauchbare rechtliche Alternativen zum Filesharing anzubieten“, so die Initiatoren der Kampagne auf der eigens dafür eingerichteten Internetseite. Auch sei es nicht gelungen, Konsumenten davon zu überzeugen, dass die Nutzung von Tauschbörsen tatsächlich einem Diebstahl gleichkomme. Die pauschale Abstempelung solcher Internetnutzer als Straftäter sei nicht zu rechtfertigen und müsse bekämpft werden.

Besonders die oft unvermeidlichen Warnhinweise vor unautorisierten Kopien im Vorspann von Film-DVDs werden von den Kampagnenbetreibern verurteilt. „Wann immer man sich einen Film ausleiht, zwingt einen die multinationale Medienindustrie dazu, ihre unsachgemäße Propaganda zu sehen“, heißt es in der Erklärung. Derartige Einblendungen vor Filmen haben auch in den USA bereits zu heftiger Kritik seitens der Computerindustrie geführt.

„Die Industrie argumentiert damit, dass derartige Gesetze notwenig seien, um Künstler zu unterstützen“, so die Pro-Filesharing-Initiative. In Wahrheit sei man aber viel eher daran interessiert, durch überzogene Forderungen und kräftiger Lobbyarbeit die bisherigen Geschäftsmodelle abzusichern.

Ziel der Initiative sei es deshalb auch, neue Wege aufzuzeigen, wie künstlerische Arbeit vergütet werden kann, ohne dabei Konsumentenrechte einzuschränken. Konkret fordert man die Einführung einer Pauschale als Urheberrechtsabgabe für die beliebige Nutzung von Medien.

In dieser Woche berät das EU-Parlament über einen Bericht zur Förderung der Kulturwirtschaft, in den einzelne Abgeordnete spezielle Auflagen an die Internetprovider einbauen wollen. Sie sollen dazu verpflichtet werden, bei bewiesenen Urheberrechtsverstößen den Internetzugang für die betroffenen User zu kappen. Einige Politiker fordern in diesem Zusammenhang auch eine netzseitige Filterung des Datenverkehrs.

ZDNet.de Redaktion

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