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Europa hinkt bei Global Delivery hinterher

Im internationalen Vergleich von Low-cost-Offshore- und Nearshore-Leistungen können europäische IT-Service-Anbieter noch nicht mithalten. Mitbewerber aus den USA oder Indien wachsen stetig weiter und verzeichnen teilweise Gewinnspannen von bis zu 30 Prozent. Europäische Anbieter enttäuschen dagegen trotz verstärkter Anstrengungen mit einem relativ geringen Personalbestand in Niedriglohnländern. Das geht aus einer aktuellen Studie des Marktforscherungsunternehmens Forrester hervor, in der die Chancen von sechs europäischen IT-Dienstleistern am internationalen Markt untersucht wurden.

Der Untersuchung zufolge verstärken europäische IT-Dienstleister wie Capgemini, T-Systems, Logica-CMG oder Atos Origin zunehmend ihr Global-Delivery-Angebot. Noch sind sie jedoch von ausgereiften Modellen und damit von internationalen Anbietern wie IBM, Accenture oder Infosys weit entfernt.

„Von globaler Vernetzung kann nicht die Rede sein. Kein europäisches Unternehmen erreicht einen kompletten globalen Delivery-Ansatz, in dem die Arbeit auf Niederlassungen in aller Welt verteilt wird“, sagt Studienautor Andrew Parker. Bis 2009 soll aber zumindest Capgemini die internationale Konkurrenz eingeholt haben und eine Führungsposition einnehmen. T-Systems werde sich dagegen zu einem Anbieter für den europäischen Markt entwickeln, der sich auf lokale und Low-cost-Angebote in Ländern wie Polen oder der Slowakei konzentriere, so ein Ergebnis der Forrester-Studie.

Siemens IT Solution and Services und Capgemini nehmen die Spitzenplätze unter den europäischen Anbietern ein. Die beiden Unternehmen haben jeweils 20 beziehungsweise 18,4 Prozent ihres Personalbestandes in Niedriglohnländern wie Indien, China oder Afrika. Gemessen an der Anzahl der Mitarbeiter ist Capgemini aufgrund der Übernahme von Kanbay mit insgesamt 13.000 Angestellten in Near- und Offshore-Regionen führend. Bei Logica liegt der Prozentsatz der Offshore-Mitarbeiter bei 10,6 Prozent, gefolgt von Geotronics (5,1 Prozent) und Atos Origin (2,4 Prozent). Schlusslicht ist T-Systems mit einem Anteil von 0,4 Prozent oder 196 Mitarbeitern. Beinahe alle Anbieter wollen die Anzahl ihrer Service-Mitarbeiter in Low-cost-Nearshore- oder Offshore-Regionen noch in diesem Jahr verdoppeln. Capgemini plant demnach bis Ende 2007 den Personalbestand auf knapp 20.000 zu erhöhen.

Verglichen mit US-Anbietern zeigen europäische IT-Dienstleister nur wenig Innovationen und Investitionsbereitschaft beim Ausbau ihrer Global-Delivery-Modelle, kritisiert Parker. „Die von uns untersuchten europäischen Unternehmen müssen viel mehr in Ausstattung, Infrastruktur und die Erbringung der Dienstleistungen investieren sowie ausgereiftere Prozesse aufbauen, um weltweit verteilte Projekte bedienen zu können“, erläutert der Studienautor. Nur so lasse sich der Abstand zu indischen und US-Anbietern verringern.

Eine steigende Anzahl europäischer Unternehmen greife zwar auf die günstigeren IT-Services aus Low-cost-Regionen zurück, vor direkten Kooperationen mit lokalen Anbietern nähmen sie jedoch noch Abstand. Stattdessen nutzten sie bekannte Anbieter, die Personal in diesen Ländern zur Verfügung stellten.

Trotz der Präferenz haben indische IT-Dienstleister gegenüber europäischen derzeit noch mehr Erfolg am europäischen Markt. Die Top-Drei der IT-Dienstleister Indiens (Infosys, TCS und Wipro) zählen rund 130 bis 230 europäische Kunden. Capgemini weist dagegen rund 50 aktive Kundenbeziehungen am europäischen Markt vor, die auf Low-cost-Nearshore- und Offshore-Angeboten basieren.

ZDNet.de Redaktion

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