Telefongeheimnis: PGP-Erfinder schützt VoIP vor Lauschern

IPSec ist ein Protokoll der Netzwerkschicht und damit nach Zimmermanns Meinung zu weit von der Applikationsschicht entfernt. „Die Anwendung weiß nie, ob wirklich verschlüsselt wird, und der Anwender kann es nicht nachprüfen“, kritisiert er.

Das Verschlüsselungsprotokoll SSL/TLS ist zwar auf der Transportschicht direkt unter der Anwendungsschicht angesiedelt und erlaubt so dem Browser, meist durch ein kleines Symbol in der URL-Zeile anzuzeigen, ob eine Verbindung verschlüsselt ist. Aber als Transportprotokoll ist es darauf getrimmt, nur ja keine Pakete während der Übertragung zu verlieren und versucht daher, verzögerte Pakete nachzuliefern. Während das bei File-Transfers für die Datenintegrität notwendig ist, verschlechtert es bei VoIP die Sprachqualität. Die Gesprächspartner haben letztlich mehr davon, wenn das Protokoll ab und an ein Paket verwirft.

Sicherheitsbedenken:
Ist VoIP anfällig für Angriffe?
ZDNet zeigt, wo die Sicherheitsrisiken liegen, und wie man sich am besten schützt.

Um audiovisuelle Daten zu übertragen, wurde deshalb schon 1996 das Real-Time-Transport-Protokoll (RTP) standardisiert. Es garantiert zwar auch keine Übertragung in Echtzeit, enthält aber Mechanismen, um unnötige Verzögerungen zu vermeiden. Bei IP-Telefonie dient es den Session-Protokollen H.323 oder SIP dazu, die Audio-Daten des Gespräches zu übertragen. Die sichere Variante Secure-Real-Time-Transport-Protokoll (SRTP) arbeitet auf der Anwendungsschicht und wäre damit die geeignete Alternative für VoIP – wenn SRTP nicht die Schlüssel über zentrale SIP-Server aushandeln würde. Wenn beispielsweise Alexandra Bernd anruft, sendet SRTP den Session-Key von Alexandra an Bernds SIP-Server und umgekehrt, um damit die Sprachdaten zu verschlüsseln. So hat jeder, der Zugang zum SIP-Server hat, auch Zugang zu den verwendeten Schlüsseln einer Kommunikation.

„Spätestens, wenn Sie mit jemandem in einem Land wie China telefonieren, wo das Internet staatlich kontrolliert wird, haben Sie ein Problem“, sagt Zimmermann. Auch S-MIME hält er als Verschlüsselungsprotokoll für den falschen Ansatz: Es sei zu komplex, ursprünglich für E-Mail konzipiert und daher für VoIP-Clients nicht geeignet.

Page: 1 2 3 4

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Adobe schließt neun kritische Lücken in Reader und Acrobat

Das jüngste Update bringt insgesamt zwölf Fixes. Schadcode lässt sich unter Umständen ohne Interaktion mit…

5 Tagen ago

Fabrikautomatisierung: Siemens integriert SPS-Ebene

Eine softwarebasierte Workstation soll es Ingenieuren erlauben, sämtliche Steuerungen zentral zu verwalten. Pilotkunde ist Ford.

5 Tagen ago

Ebury-Botnet infiziert 400.000 Linux-Server weltweit

Kryptodiebstahl und finanzieller Gewinn sind laut ESET-Forschungsbericht die vorrangigen neuen Ziele.

5 Tagen ago

Sicherheitslücken in Überwachungskameras und Video-Babyphones

Schwachstellen aus der ThroughTek Kaylay-IoT-Plattform. Dringend Update-Status der IoT-Geräte prüfen.

5 Tagen ago

AWS investiert Milliarden in Cloud-Standort Brandenburg

Fast acht Milliarden Euro fließen in die deutsche Region der AWS European Sovereign Cloud. Das…

6 Tagen ago

DSL oder Kabel – Welcher Anschluss passt zu Ihnen?

Internet in den eigenen vier Wänden ist heutzutage nicht mehr wegzudenken. Denn egal, ob Homeoffice…

6 Tagen ago