Aldi macht es, Schlecker auch, Tchibo ist dabei und auch Viva versucht es: In den letzten Monaten haben Mobile Virtual Network Operator (MVNO) für Schlagzeilen gesorgt. Die namhaften Handels- und Medienunternehmen bieten neben Duftölen, frisch geröstetem Kaffee, Lebensmitteln und Musikvideos auch Mobilfunkdienste an. Kurz: Sie verkaufen Prepaid-Karten und hochwertigere Dienste für Handys.
Hinter diesen Angeboten steckt das Geschäftsmodell der virtuellen Mobilfunknetzbetreiber, die zurzeit wie Pilze aus dem Boden schießen, wie Thomas Reuner, Research Director bei IDC Central Europe, erklärt. Darunter sind Anbieter zu verstehen, die eigene Verträge vermarkten, jedoch aus Kostengründen keine eigene Netzinfrastruktur haben sowie über keine Mobilfunklizenz verfügen. MVNOs greifen auf die Kapazitäten der etablierten Netzbetreiber (O2, Telekom, Vodafone, E-Plus) zurück, um eigene Produkte anzubieten und gegenüber den Endkunden als Ansprechpartner aufzutreten.
„MVNO kann theoretisch jeder werden“, erklärt IDC-Analyst Reuner. So existierten beispielsweise Modelle, bei denen eine Handelskette, ein Medienhaus oder ein bekanntes Markenunternehmen selbst als Provider aufträten. Andererseits habe sich mittlerweile eine große Zahl von Firmen gegründet, die als Makler zwischen dem Carrier und einem Reseller wie Schlecker agierten.
Nicht selten handelt es sich dabei um Tochterunternehmen oder Beteiligungsgesellschaften der namhaften Carrier oder auch Spin-Offs von Handelshäusern und Markenartiklern. „Der Markt ist sehr unübersichtlich. Ständig kommen neue Anbieter und Angebote hinzu“, so Reuner. Erster MVNO war 1999 der britische Anbieter Virgin Mobile, der heute auch in Kanada, Australien und den USA aktiv ist und über 5 Millionen Kunden hat. Der Erfolg von Virgin ließ zahlreiche weitere Unternehmen folgen.
Weltweit gibt es im Jahr 2006 etwa 200 MVNO, so schätzen Analysten. Hierzulande war der Kaffeekonzern Tchibo Vorreiter und verkauft seit Ende 2004 unter dem Label „Tchibofonieren“ Minutenpakete und Handys. Der Markt wird derzeit auf zwei Millionen Nutzer geschätzt – Tendenz stark steigend.
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