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Handy-TV: Bringt die Fußball-WM die erhoffte Initialzündung?

Abgesehen von den unterschiedlichen Frequenzanforderungen gibt es noch weitere Unterschiede zwischen DMB und DVB-H, die beide vom europäischen Standardisierungsgremium ETSI als Standard akzeptiert sind. DMB, dessen Entwicklung vor allem in Korea vorangetrieben wurde, setzt technologisch auf Digital Audio Broadcast (DAB) auf, das in Deutschland als Ersatz für UKW-Radio vorgesehen war, aber nie hohe Akzeptanz bei den Nutzern erreichte. Video-, Audio- und Datenströme transportiert DMB mit einer Rate von etwa 1 MBit/s auf die mobilen Endgeräte. Allerdings sieht der derzeitige Standard keine Unterstützung von IP-Diensten vor. Deshalb sind mit DMB keine interaktiven Dienste möglich, sondern nur die Übermittlung von Weblinks, die per Browser zu Zusatzinformationen führen. Wie das konkret erfolgt, ist aufgrund der fehlenden Festlegungen Sache der Endgerätehersteller.


Fußballübertragung auf das Handy? Die beiden Damen demonstrieren mit dem DMB-Handy V9000 von LG, dass man sogar noch das Spielgerät erkennen kann. (Foto: LG Electronics)

DVB-H setzt technologisch auf DVB-T auf und erreicht eine Nettodatenrate von bis zu 11 Mbit/s. Ein Vorteil der Weiterentwicklung von DVB für Handheld-Empfang gegenüber DVB-T, das ebenfalls mit mobilen Endgeräten empfangen werden kann, ist der deutlich reduzierte Energieverbrauch. Um das zu erreichen erhielt DVB-H eine Zeitschlitzstruktur. Das bedeutet, dass die Daten in kurzen Zeitabständen übertragen werden und das Empfangsmodul in den Sendepausen in den energiesparenden Standby-Betrieb wechselt. Damit kann laut Hersteller ein Mobiltelefon mit einer Ladung eines üblichen Standardakkus etwa zwei Stunden auf DVB-H-Empfang bleiben – länger als es mit der DMB-Technologie möglich ist.

Im DVB-H-Standard ist auch festgelegt, wie IP-Dienste in die Übertragung eingebunden werden. Die Folge: DVB-H ist Rückkanal-fähig kann interaktive Dienste wie Onlinespiele oder standortbasierte Routenplanungen einbinden. Hinzu kommt natürlich eine einfache Möglichkeit der Abrechnungsverfahren für kostenpflichtige Zusatzangebote oder Pay-per-View.

Obwohl sowohl DMB als auch DVB-H auf vorhandene Übertragungsnetzwerke für DAB respektive DVB-T aufsetzen, ist dennoch ein erheblicher Aufwand notwendig, um Mobile TV anbieten zu können. „Dass mobiles Fernsehen mit den bestehenden DAB- oder DVB-T-Netzen möglich ist, gehört ins Reich der Märchen“, erklärt Markus Lindqvist, Director Server and Network Solutions bei Nokia. Um eine ausreichende Indoor-Versorgung oder gute Empfangsbedingungen in den Straßenschluchten von Städten sicherzustellen, müssen laut Lindqvist bei beiden Technologien noch eine Vielzahl von zusätzlichen Sendestationen installiert werden.

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ZDNet.de Redaktion

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