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Keine Panik beim Plattencrash

Im Reinraum bei Kroll-Ontrack sitzen Mitarbeiter in weißen Kitteln mit Antistatic-Schuhen auf antistatischen Stühlen in einem Arbeitsraum der Klasse 100 – maximal 100 Staubpartikel dürfen hier pro Kubikmeter Luft herumfliegen. Im Linoleumboden sind Kupferbänder eingelassen – alles das soll verhindern, dass eine der defekten Platten durch eine statische Entladung den Todesstoß erhält. Kommt eine defekte Platte ins Labor, ziehen die Techniker als erstes eine genaue Kopie, mit der sie dann an die Arbeit gehen. Dabei werden alle Sektoren kopiert, auch solche, die als „gelöscht“ markiert sind. Schlägt ein Rettungsversuch fehl, sind die Original-Daten nicht beschädigt. „Das macht der Nutzer zu Hause meist nicht“, erklärt Martin Hiller, Supervisor bei Kroll-Ontrack, „dazu fehlen ihm in der Regel auch die Mittel. Und dann hat er nur einen Versuch.“

Vorsicht vor Tools

Wichtig ist daher, beim Ausfall eines Servers die Daten immer erst separat zu speichern, bevor man sie wieder auf einen möglicherweise defekten Datenträger aufspielt. Auch bei Ausfällen von Microsoft-Exchange- oder SQL-Servern sollte man nicht versuchen, die Original-Dateien zu reparieren, sondern immer erst eine Sicherungskopie erstellen und dann damit arbeiten. So vermeidet man weitere Datenverluste durch Repair-Tools, die eventuell Daten überschreiben. Auch nach Stromausfall oder einem streikenden Datei-System können die Tools mehr schaden als nutzen, dann hilft nur der Datenrettungsdienst.

Besteht der Verdacht, dass eine Platte defekt sein könnte, oder meldet S.M.A.R.T, dass demnächst Schwierigkeiten auftreten werden, liegt der Griff zu diversen Werkzeugen nahe. Leider mit fast immer tödlichen Folgen bei Hardwaredefekten. Besonders schädlich sind Versuche, das Problem mittels Defragmentierungs-Tool in den Griff zu bekommen. Abgesehen von der hohen mechanischen Belastung für die Festplatte, die dieser Dauereinsatz mit sich bringt, speichert das Tool laufend große Datenmengen zwischen, um sie später wieder an den neuen Ort auf der Platte zu schreiben. Fällt die Platte in diesem Moment endgültig aus, ist das Dateisystem an dieser Stelle nicht auf dem neuesten Stand, „korrupt“ wie der Experte sagt. Das System kann auf die Dateien nicht mehr zugreifen. Auch Volume-Repair-Utilities können mehr Schaden als Nutzen anrichten: Sie arbeiten auf defekten Festplatten mit den meist falschen Angaben des Dateisystems und überschreiben unter Umständen wertvolle Daten, die dann für immer verloren sind.

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ZDNet.de Redaktion

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