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Äpfel mit der Kraft der zwei Herzen

Der Umstieg auf Intels Doppelprozessoren kommt zu einem für Apple aus mehreren Gründen günstigen Zeitpunkt. Firmenchef Steve Jobs nannte einen davon selbst. Die in den Standrechnern längst eingeführte Dual-Core-Technik des PowerPC-Chips ließ sich aus Gründen der Hitzeentwicklung und des Stromverbrauchs nicht auf die schlanken Imacs und schon gar nicht auf die Powerbooks übertragen. Die Folge: Innovationsstau. Apple drohte technologisch hinter die Konkurrenten aus dem AMD- und Intel-Lager zurückzufallen. Besonders bedrohlich war das bei den teuren Renommier-Notebooks. Insofern half Intel Apple hier aus der Patsche.

Doch die Hinwendung zu Intel kommt nicht aus der Defensive. Apple hat sich mit seinem MP3-Player weit über die Computerei hinaus bekannt gemacht. Jedes Kid kennt heute die Marke, kein PC-Nutzer wird verächtlich über die Designer-Schnecken lästern. Was für die Konsumenten gilt, ist in vielleicht noch höherem Maße für die Industrie richtig. Dort errang das Unternehmen hohe Anerkennung, weil es ihm gelang einen Markt zu öffnen, der mit dicken Brettern vernagelt zu sein schien: das Geschäft mit Musik über Internet. Lange Zeit hatte sich die Musikindustrie aus Angst vor Raubkopien geweigert, Songs über das Netz zu vermarkten. Sony-Manager ärgern sich noch heute schwarz, dass sie einen bereits fertigen MP3-Player aus Angst eingestampft haben. Apple brachte das Wunder fertig, nicht nur die Industrie für den Itunes-Markt zu gewinnen, sondern vor allem die Surfer, zum Zahlen zu bewegen. Inzwischen folgen die TK-Anbieter, IT-Firmen und noch etwas zögerlich die Filmbranche dem Beispiel.

Was das mit Intels Core Duo zu tun hat? Viel, denn eines der größten Probleme von Apple war das Image des edlen Exoten. Bei den jungen Leuten ist der Ipod nicht exotisch, sondern Teil ihres Lifestyles und für die PC-User klingt nichts vertrauter als Intel – höchstens noch ihre Hassliebe Microsoft, aber die ist mit Office ja auch noch mit im Boot. Schon im März soll es „Universal Binary“ davon geben. Außerdem lieben PC-User immer noch sportliche Meldungen wie: „Der Rechner ist viermal so schnell wie sein Vorgänger“. Die Eroberung von PC-Marktanteilen kann beginnen.

Um den rosaroten Aussichten noch einiges draufzusetzen. Der derzeitige – von Apple mit angestoßene Trend – geht in Richtung digitales Erlebniszentrum Wohnzimmer. Hier hat das Unternehmen viel zu bieten. Die Rechner werden serienmäßig mit Fernbedienung für Videos, Musik und Diashow ausgeliefert. Die jetzt ebenfalls vorgestellten Versionen von Ilife und Iwork lassen sich auf Knopfdruck Blogs und Podcasts erstellen, Urlaubsfilme in Studioqualität erstellen oder Säulendiagramme zum Erlebnis stilisieren. (PC-Journalisten haben bei der Präsentation gestaunt, wie bei einem Feuerwerk.) Intel kann sicher Unterstützung bei seinem Viiv-Konzept zur digitalen Eroberung des Wohnzimmers Hilfe brauchen. Schließlich tritt Partner Microsoft hier als Konkurrent auf – von Entertainment-Riesen wie Sony und Philips ganz zu schweigen.

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ZDNet.de Redaktion

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