Seit Jahresanfang wurden nach einer Entscheidung der Bundesnetzagentur die so genannten 0190-Service-Rufnummern durch die 0900-Rufnummern abgelöst. Branchenexperten versprechen sich davon einen verbesserten Kundenservice und neue Umsatzquellen. „Mit den neuen Rufnummern-Gassen lassen sich innovative Geschäftsideen schneller realisieren und die angebotenen Dienstleistungen kann man jetzt flexibler tarifieren“, so Omar Khorshed, Vorstandsschef des Düsseldorfer Abrechnungsdienstleisters Acoreus. Mit einem größeren Marktpotenzial für Mehrwertdienste rechnet auch das Wissenschaftliche Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK). Vom geschätzten Marktvolumen von zwei Milliarden Euro entfällt danach der Löwenanteil von 43 Prozent bereits auf die Premium-Rate-Dienste. In den nächsten zwei bis drei Jahren sei in Deutschland ein Marktwachstum von rund 50 Prozent möglich, wobei neue Anwendungen, Inhalte und die Erschließung neuer Kunden diese Entwicklung vorantreiben sollen.
Im Gegensatz zu den alten Servicerufnummern mit ihren festen Tarifstufen (0,41 bis 1,84 Euro pro Minute) und mit der vom jeweiligen Anbieter preislich festgelegten 0190-0-Nummer, sind die Tarife jetzt bis zu zwei Euro pro Minute und bis maximal 30 Euro pro Verbindung frei wählbar. Damit könnten Unternehmen ihre Beratungs- und Unterhaltungsdienstleistungen zu marktgerechten Preisen anbieten, wie etwa Rechtsberatung, Expertentelefon, Gewinnspiele oder Kundenservicetelefone. Erstmals sei es möglich, Telefonberatungen auch zu einem Festpreis abzurechnen. Aber auch neue Geschäftsmodelle seien denkbar: „Man kann Konzerttickets direkt übers Telefon bezahlen, größere Beträge für karitative Zwecke spenden oder Reservierungsgebühren für Bahnfahrten abrechnen“, sagt Khorshed.
Der Kölner Netzbetreiber IN-telegence ist sogar in der Lage, die Anrufe verschiedener Teilnehmer zur selben 0900-Nummer unterschiedlich abzurechnen – je nachdem, ob es sich aus Sicht des Dienstleisters um Gold-, Silber- oder Bronzekunden handelt. „Die Tarife können auch noch während des Gespräches mit dem Anrufer festgelegt werden. Das ist zum Beispiel bei Beratungshotlines wichtig, die Reservierungsgebühren oder Anzahlungen verwalten. Der Kundenservice wird durch dieses Offline-Billing qualitativ aufgewertet“, betont In-telegence-Geschäftsführer Christian Plätke. Verknüpfe man die Intelligenz eines 0900-Sprachportals mit einer CRM-Datenbank, ergeben sich weitere Anwendungen. „Zum Beispiel 0900-Portale, die bei Fluglinien den Vielflieger erkennen, die bei Banken den privaten vom gewerblichen Kunden unterscheiden oder die dem Markenartikler erkennen helfen, um welches Garantiepaket es geht“, erklärt Plätke.
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