Yahoo will Google mit verbesserter Suchtechnologie angreifen

Das amerikanische Internetportal Yahoo greift seinen Erzrivalen Google bei der Internetsuche an. „Wir wollen mit unserer Suchmaschine wieder die Nummer eins werden“, sagte Greg Coleman, Verantwortlicher für den internationalen Vertrieb bei Yahoo, gestern im Gespräch mit dem „Handelsblatt“. In den vergangenen zwei Jahren hat der Konzern weltweit über 2,5 Milliarden Dollar investiert, um seine Suchmaschinen zu verbessern.

In seiner deutschen Version hat Yahoo in diesem Jahr die Video-Suche, die lokale Suche und den so genannten Translator eingeführt. Er übersetzt englische und französische Seiten ins Deutsche und sortiert die Resultate nach Relevanz. „Wir haben uns in den letzten Jahren eher auf den Ausbau des Portals konzentriert“, räumt Coleman ein. Die Internet-Plattform bietet neben der Suche 60 weitere Dienste an, darunter einen Automarkt, Internet-Radio und eine Partnerbörse. Google sei dagegen viel stärker bei der Internetsuche geblieben. Die größte amerikanische Suchmaschine liegt mit einem Marktanteil von 46 Prozent unangefochten vor Yahoo mit 23 Prozent. Yahoo wird laut Coleman in den nächsten Jahren weiter in die Suche investieren, um effektivere Ergebnisse zu liefern.

Den Focus wieder stärker auf die Suche zu lenken, hält Analyst Marcus Sander von Sal. Oppenheim für gewagt, aber nicht abwegig: „Das ist riskant, weil Google den Markt seit Jahren beherrscht.“ Doch gerade bei Suchmaschinen könne man mit neuer Technik den Marktanteil steigern. „Dagegen ist es kaum möglich, durch mehr Investitionen Angeboten wie Ebay den Rang abzulaufen“, meint der Analyst.

Die Konkurrenz kann das Engagement von Yahoo gut nachvollziehen. „Der Markt für Suchmaschinen ist nach wie vor sehr interessant“, sagt ein Sprecher von web.de. Die Dominanz von Google dürfe nicht dazu führen, dass Investitionen zurück genommen werden. Web.de investiere selbst massiv in seine Suchmaschine und werde im Herbst einen neuen Service anbieten.

Yahoo liegt in Deutschland laut einer Studie der Arbeitsgemeinschaft Online-Forschung (AGOF) mit einer Reichweite von 23,4 Prozent auf Platz fünf. Führend ist T-Online mit 38,8 Prozent, gefolgt von web.de (35 Prozent).

Hilfreich für die Aufholjagd ist der anhaltende Boom des Online-Werbemarktes. In den nächsten zwei Jahren, so schätzt der Yahoo-Vertriebschef, werde Internetwerbung in Europa um 40 Prozent zunehmen. „Die Unternehmen verringern ihre Werbebudgets für Fernsehn, Zeitschriften und Zeitungen. Dafür konzentrieren sie sich stärker auf das Internet.“

Yahoo macht 85 Prozent seines Umsatzes mit Online-Werbung, die nach Branchenangaben Margen von bis zu 75 Prozent einbringen kann. Ein zweites Standbein sind Bezahldienste wie die Partnersuche oder Musik zum herunterladen. Der Musikdienst wird ab 2006 auch auf der deutschen Seite zu finden sein. Geschäftsführer Terry von Bibra hat angekündigt, die Musik zu einem „sehr attraktiven Preis“ anzubieten.

ZDNet.de Redaktion

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