Wenn Erfolg nicht belohnt wird, dann trifft einen die Ungerechtigkeit der Welt besonders bitter. Nein, es geht nicht um die Bundestagswahl, sondern um den IT-Dienstleister Siemens-Business-Services (SBS). Dort sollen trotz voller Auftragsbücher 2400 Mitarbeiter allein in Deutschland ihren Job verlieren. Zwei Drittel der 63 Standorte hier zu Lande sind von der Schließung bedroht.
Oberflächlich gesehen ist die Argumentation des neuen Konzernchefs Klaus Kleinfeld nachvollziehbar. Der operative Verlust ist seit dem vergangenen Jahr (jeweils 3. Geschäftsquartal) um 107 Millionen Euro auf ein Minus von 109 Millionen Euro angeschwollen; die Gewinnmarge von minus 0,2 auf minus 8,2 Prozent gesunken. Musste Klesinfeld da nicht die Notbremse ziehen? War es nicht dringend nötig mit Umstrukturierungen und einer dramatischen Entlassungswelle Kosten in Höhe von 1,5 Milliarden Euro einzusparen?
Kleinfeld verteidigt die harten Einschnitte, die auch den Bereich Kommunikation und besonders schmerzhaft die Logistiksparte betreffen, damit, dass Probleme nur schlimmer würden, wenn man sie nicht sofort anginge. Diese Haltung wäre vielleicht hinnehmbar, wenn das Management nicht mit irreführenden Zahlen operieren würde. So ist im Falle von SBS die Margen-Vorgabe von fünf bis sechs Prozent im Markt für IT-Dienstleister extrem hoch. Die Branche steckt seit Jahren in einer tiefen Krise und Gewinne sind nur in einigen Feldern, wie etwa beim Outsourcing zu machen. Genau hier war SBS in den vergangenen eineinhalb Jahren ausgesprochen erfolgreich. Der IT-Service-Provider kann neben lukrativen Großaufträgen bei BBC oder Hochtief eine ganze Reihe kleinerer Neukunden aufweisen.
Doch gerade daraus dreht Kleinfeld den IT-Dienstleistern einen Strick. Outsourcing-Aufträge haben nämlich die unangenehme Eigenschaft, dass sie sich erst über die Jahre amortisieren. Zu Beginn muss der Dienstleister massiv in die Partnerschaft investieren. Ein guter Teil der oben angeführten Verluste sind also in Wahrheit Investitionen. Tatsächlich legten die Einnahmen im dritten Quartal 2005 um 17 Prozent auf 1,33 Milliarden Euro zu. Allerdings wird der Outsourcing-Erfolg besonders bei den Stammkunden aus dem Siemens-Konzern nicht immer mit Freude gesehen. Sie argwöhnen, dass die aggressiven Marktpreise bei der Gewinnung von Neukunden auf Kosten des Konzerns gehen.
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