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SAP leitet Strategiewechsel im Servicegeschäft ein

Der Softwarekonzern SAP steht vor einer Neuausrichtung seines auf die Wartung der eigenen Programme beschränkten Servicegeschäfts. Innerhalb der kommenden 24 Monate will SAP die Servicesparte „zum Dienstleister für andere Softwarehäuser ausbauen“, kündigte der für den Bereich Globaler Service verantwortliche Vorstand Gerhard Oswald im Gespräch mit dem „Handelsblatt“ an.

Derzeit kümmern sich weltweit 5700 Mitarbeiter um die Wartung der rund 90.000 SAP-Installationen. Dazu gehört zum Beispiel die Einarbeitung gesetzlicher Änderungen, die Pflege von Steuersätzen oder geänderte Bilanzierungsvorschriften.

„Darüber hinaus wird SAP zusätzlich eine breite Palette von Dienstleistungen anbieten, die von der Softwareentwicklung über Testverfahren bis hin zum Kunden-Support reicht“, beschreibt Oswald die neue Servicestrategie. Zielgruppe des Unternehmens sind jedoch nicht mehr Endkunden, sondern Softwarehäuser, die Anwendungsprogramme für die neue Softwaretechnologie herstellen. „Denn SAP selbst wird nur eines von vielen Softwarehäusern sein, das Anwendungen für unsere Plattform herstellt“, prognostiziert Oswald.

Der Softwarekonzern stellt seine gesamte Produktpalette auf eine neue Softwarearchitektur (Enterprise Service Architecture) um, in deren Entwicklung die Walldorfer mehrere Milliarden Euro investieren. Auf der Basis einer eigenen Technologieplattform sollen künftig Anwendungen für Unternehmen flexibler kombinierbar werden. SAP will die Plattform und weiterhin betriebswirtschaftliche Standardanwendungen liefern, andere Softwarehäuser sollen Speziallösungen auch für kleine Branchen herstellen.

Mit dem Strategiewechsel verfolgt der Softwarekonzern zwei Ziele: Zum einen will sich SAP im Zuge der von Vorstandschef Henning Kagermann forcierten „Industrialisierung der Softwareherstellung“ eine neue Einnahmequelle erschließen. Zum anderen will das Unternehmen den geplanten Aufbau eines mehrere Tausend Softwarehersteller umfassenden Partner-Netzwerks unterstützen.

Der Grund: Eine möglichst große Zahl an verfügbaren Anwendungen soll die Attraktivität der neuen Technologie vor allem bei mittelständischen Unternehmen erhöhen. Denn der unter Technologievorstand Shai Agassi eingeleitete Wandel von einem reinen Hersteller von Anwendungssoftware hin zu einem Betreiber einer eigenen Technologieplattform ist für den Softwarekonzern hoch riskant. Nur eine Minderheit der Kunden setzt die neue Technologie bereits ein. Viele andere sind dagegen von der Notwendigkeit eines Umstiegs nicht überzeugt.

Unterdessen baut das Unternehmen in den Service-Centern die notwendige Infrastruktur und das Know-how für die Erweiterung des Geschäftsbereichs auf: „Im kommenden Jahr werden wir mit einer Pilotphase starten, ab 2007 sollen die neuen Services weltweit angeboten werden“, umreißt der Service-Chef den Zeitplan.

Doch bis es soweit ist, muss SAP noch kräftig investieren. Rund 100 Millionen Euro wird der Ausbau der deutschen Service-Center in Walldorf und St. Leon-Rot kosten, wo SAP neue Gebäude für 1000 Service-Mitarbeiter baut. Vor allem die Entwicklung neuer kundenspezifischer Zusatzlösungen wird in Deutschland angesiedelt. Ein rasant wachsender Bereich, dessen Mitarbeiter aber zum großen Teil schon bei SAP beschäftigt waren.

Wesentlich stärker als in Deutschland wird das Softwarehaus das Personal in Indien und China aufstocken. In Dalia im Norden Chinas entsteht ein großes Service-Center. Von dort wird SAP neben China auch Japan und Korea betreuen. Eine Verdoppelung der Mannschaft ist bereits geplant.

Langfristig will SAP auch seine globale Präsenz vermarkten. Zum Beispiel für den internationalen Vertrieb von Partnersoftware: „Gerade im Mittelstand sind Zusatzlösungen für SAP von kleineren Softwarehäusern heute meistens auf nationale Märkte beschränkt“, sagt Oswald. „Wir können die länderspezifische Anpassung und das Marketing als Service anbieten.“

ZDNet.de Redaktion

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