Supercomputing als Zaubermittel für die Automobilindustrie?

Auch bisher eher kaum beachtete Entwicklungen jenseits von Crash-Management-Szenarien erhalten Auftrieb, etwa die realistische Visualisierung mit Hilfe von Echtzeit-Ray-Tracing. “Mit dieser in den letzten Jahren an der Universität des Saarlandes entwickelten Technologie ist es erstmals möglich, auch komplexe Geometrien in Echtzeit und mit korrekten optischen Effekten wie Spiegelung, Schatten und Beleuchtung zu visualisieren“, sagte Forscher Philipp Slusallek vom Fachbereich Informatik der Universität Saarbrücken, der die Technologie maßgeblich entwickelte.

Inzwischen sei diese Technologie bei fast der gesamten Autoindustrie im Einsatz, so Slusallek. Etwa betreibt Volkswagen ein komplettes Visualisierungszentrum damit. Dabei kommen etwa 40 Dual-Opteron Systeme zum Einsatz.

Die Forscher an der Uni Saarbrücken haben auch in der Luftfahrtbranche einiges auf die Beine gestellt: „Bei Boeing in den USA haben wir Ende Januar erstmals ein gesamtes Flugzeug vom Typ Boing 777 bis hin zu jeder einzelnen Schraube interaktiv auf einer SGI Altix mit Hilfe von Ray-Tracing visualisiert“, bekräftigte Slusallek.

Volkswagen unterhält vier Linux-Cluster mit insgesamt 1200 Prozessoren. Dadurch sind 150 parallele Crashberechnungen in weniger als 24 Stunden möglich. Der Trend gehe in Richtung 64-Bit-Prozessoren, erläutern Experten in Wolfsburg. Damit sei es möglich, eine noch größere Datenmenge direkt im Hauptspeicher zu adressieren, was die Verarbeitungsgeschwindigkeit enorm steigere, da Zwischenergebnisse nicht mehr auf die Festplatte ausgelagert werden.

Im Herbst vergangenen Jahres investierte der Wolfsburger Konzern rund 20 Millionen Euro in ein neues Visualisierungszentrum. Auf einer speziellen Projektionsfläche von 5,10 x 2,10 Meter arbeiten Designer, Konstrukteure und Ingenieure am Fahrzeug in Originalgröße. Im direkten Vergleich zwischen „Ist“ und „Soll“ greifen Kameras von einem realen Entwicklungsfahrzeug Bilder ab und vergleichen diese mit der virtuellen Powerwall.

Auch andere Automobilbauer investieren, wie etwa Daimler Chrysler, der Anfang Mai ein neues Van Evolution Center (VTC) für den Transportbereich in Untertürkheim in Betrieb nahm. Dort sind Fahrzeugsimulationen sogar auf einer drei mal sieben Meter großen „Power Wall“ möglich.

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ZDNet.de Redaktion

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