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Mobilcom-Ergebnis gesunken

Im vergangenen Jahr ist das Konzernergebnis von Mobilcom deutlich gesunken. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet der Mobilfunkdienstleister allerdings zumindest im Kerngeschäft mit einem Anstieg seines operativen Gewinns. Unterdessen stellt Freenet erste Bedingung für eine Fusion.

2004 ging das Konzernergebnis von 160,4 Millionen Euro im Vorjahr auf 46,7 Millionen Euro zurück. Der Vorsteuergewinn (EBT) habe 102,3 Millionen Euro betragen, teilte das Unternehmen am Dienstag in Hamburg mit. Für 2005 rechnet Mobilcom mit einem deutlichen Anstieg seines operativen Gewinns im Kerngeschäft auf rund 60 Millionen Euro.

Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im Kerngeschäft werde damit um 50 Prozent steigen, kündigte der zweitgrößte deutsche Mobilfunkdienstleister, der mit seiner Internet-Tochter Freenet verschmelzen will, an.

Mittelfristig erwartet Mobilcom im Kerngeschäft, dem Wiederverkauf von Telefonminuten anderer Mobilfunkanbieter, eine Ebitda-Marge von sechs Prozent. 2004 lag dieser Wert bei 2,8 Prozent. Im vergangenen Geschäftsjahr 2004 hatte Mobilcom erstmals seit seiner existenzbedrohenden Krise vor gut zwei Jahren auch in seinem Kerngeschäft wieder schwarze Zahlen geschrieben.

Der Mobilfunkdienstleister erwartet für 2005 ein Konzernergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von 185 bis 200 Millionen Euro. 2004 lag das Ebitda bei 166,6 (2003: 103,6) Millionen Euro. Befragte Analysten prognostizieren im Schnitt für 2005 ein Ebitda von 185,9 Millionen Euro bei einem Umsatz von 2,07 Milliarden Euro. Der Konzerngewinn vor Steuern werde 128 bis 130 Millionen Euro betragen nach 102,3 Millionen Euro im abgelaufenen Jahr, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Im Mobilfunkgeschäft wird der Umsatz den Prognosen von Mobilcom zufolge im laufenden Jahr zumindest stabil bleiben. 2004 erlöste das schleswig-holsteinische Unternehmen 1,897 Milliarden Euro.

Mobilcom kann nach den Worten von Vorstandschef Thorsten Grenz die Verlustvorträge von 3,2 Milliarden Euro bei der angestrebtem Verschmelzung mit der Internet-Tochter Freenet verwenden. Die Finanzbehörden in Schleswig-Holstein hätten sich in einem Gutachten entsprechend geäußert, sagte Grenz am Dienstag in Hamburg. Analystenschätzungen, wonach die Steuereinsparungen durch den Verlustvortrag 500 Millionen Euro betragen könnten, nannte Grenz „sehr aggressiv“.

Mobilcom hält an Freenet 50,4 Prozent der Anteile, der Vorstand von Freenet sieht eine Fusion mit Mobilcom aber sehr distanziert. „Wir müssen auch die Freenet-Aktionäre überzeugen“, sagte Grenz. „Ich glaube, dass der Deal aus Sicht beider Unternehmen viel Sinn macht, so dass man sich der Logik nur schwer verschließen kann.“

Die Mobilcom-Internettochter Freenet stellt dem Mutterkonzern Bedingungen für eine mögliche Fusion. Bei einer Verschmelzung solle das Umtauschverhältnis mit Gutachten von Banken und nicht wie üblich mit einer Bewertung durch Wirtschaftsprüfern ermittelt werden, forderte Freenet.

„Sollte der Vorstand der Freenet.de nach sorgfältiger Prüfung zum Schluss kommen, dass eine Verschmelzung beider Unternehmen vorteilhaft sein könnte, beabsichtigt der Freenet-Vorstand das zu verhandelnde Umtauschverhältnis der Aktien beider Unternehmen nicht auf Basis von Wirtschaftsprüfergutachten, sondern mit Hilfe von markt- und potenzialorientierten Wertgutachten, die von Investmentbanken erstellt werden, zu ermitteln“, teilte Freenet am Dienstag in Hamburg mit. Der Vorstand habe gerade erst begonnen, Vor- und Nachteile einer Wiedereingliederung von Freenet in Mobilcom zu prüfen.

Mobilcom hatte am Freitag die Absicht bekundet, die lang erwartete Verschmelzung zu einer neuen Gesellschaft angehen zu wollen. Nach den Vorstellungen des zweitgrößte deutsche Mobilfunkdienstleisters soll binnen drei Monaten mit Hilfe eines Wertgutachtens das Umtauschverhältnis der Aktien beider Gesellschaften festgelegt werden. Der zweitgrößte deutsche Internetanbieter Freenet reagierte auf die Avancen der Muttergesellschaft mit der Ankündigung, „Gespräche mit offenem Ausgang“ aufzunehmen. „Wir werden uns alle Zeit der Welt lassen, das zu prüfen“, hatte eine Sprecherin gesagt.

Mobilcom begründete die Reintegration mit zusätzlichen Ertragspotenzialen durch die Bündelung der Liquidität sowie gemeinsamer Ressourcen. Die Gruppe wäre neben der Deutschen Telekom der einzige Komplettanbieter im deutschen Telekommarkt, erklärte Mobilcom.

Analysten gehen davon aus, dass hinter den Plänen auch der drei Milliarden Euro schwere Verlustvortrag von Mobilcom steht, den der Mobilfunkdienstleister bei einer Reintegration gegen Gewinne von Freenet steuerlich verrechnen könnte. Die Meinungen der Experten über eine Fusion gehen dabei auseinander. Während die einen Vorteile darin sehen, glauben andere Analysten nicht daran, dass eine Fusion zu wirklichen Einsparungen führen würde. Allerdings könnte ein Zusammenschluss strategisch sinnvoll sein, um Gelegenheiten für Übernahmen zu nutzen, räumten Kritiker der Pläne ein.

Mobilcom will im laufenden Jahr zudem 25 Millionen Euro bis 30 (13,7) Millionen Euro in das Service-Provider-Geschäft investieren. Dieses Niveau solle auch in den Folgejahren erreicht werden, geht aus dem am Dienstag vorgelegten Geschäftsbericht hervor. 2005 seien 50 Prozent davon für Informationstechnologie und 40 Prozent für den Umbau bestehender und den Aufbau neuer Shops vorgesehen. Die Zahl der Fachhandelspartner und die Zahl der Shops soll „deutlich“ gesteigert werden. 2004 zählte mobilcom 1000 Fachhandelspartner und 219 Shops. Für 2005 sind weitere 31 Shops geplant.

Die Eigenfinanzierung sieht Mobilcom durch das Nettofinanzvermögen von 365,1 (252,1) Millionen Euro gesichert. Der Liquiditätssaldo werde im laufenden Jahr durch die Übernahme der Tochter Freenet.de voraussichtlich negativ sein. Für den Bereich Service-Provider werde ein Nettozufluss erwartet. Der Festnetzbereich dürfte indes einen negativen Liquiditätssaldo ausweisen. Allerdings seien die zugekauften Geschäfte von Strato und Talkline ID profitabel. Beide trügen in den Folgejahren dazu bei, dass Freenet wieder hohe Mitttelzuflüsse generiere.

ZDNet.de Redaktion

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