KOMMENTAR: Auch wenn der Ausgang der Hauptverhandlung ungewiss ist, setzt das jetzige Urteil der Europäischen Union gegen Microsoft ein wichtiges Signal dafür, dass wirtschaftlicher Erfolg nicht jedes Mittel rechtfertigt. Die Verrohung der wirtschaftlichen Sitten verdanken wir auch diesem Unternehmen
Dabei geht es nicht um Schadenfreude über eine Firma, die Millionen von Anwendern mit Windows-Bugs und Sicherheitslücken ärgert. Es geht auch nicht um Neid auf eine erfolgreiche Firma, die zum Teil durchaus gute Produkte verkauft. Schon gar nicht geht es um den Media-Player, den man sich (vielleicht) künftig extra aus dem Web wird laden müssen.
Es geht darum, dass Microsoft seit mehr als einem Jahrzehnt ungestraft auf Kosten anderer Hersteller sein Windows-Monopol missbraucht, um andere Unternehmen vom Markt zu drängen.
Scheinheilig beklagt Microsoft, dass sich eine „abgespeckte Version des Windows Betriebssystems (…) negativ auf die Verbraucher und Wettbewerber auswirken wird“. Die Begründung für diese Meinung bringt die Sichtweise der Gates-Company auf den Punkt: „Diese Auflage verhindert die Integration von Technologien, die Basis für die IT-Revolution der letzten drei Jahrzehnte war.“
Doch wie sah die Rolle von Microsoft in der IT-Revolution tatsächlich aus? Viele der in Microsoft-Programme eingebauten Funktionen waren einst eigenständige Produkte – oft von Microsoft-Partnern. Andere Unternehmen verschwanden vom Markt weil ihre Textverarbeitungen, Datenbanken, Spreadsheets, Browser, E-Mail-Systeme etc. nicht so gut mit Windows harmonisierten wie die hauseigenen Produkte. Dagegen geht jetzt die EU verdienstvollerweise mit einer verschärften Offenlegungspflicht für Schnittstellen vor. Darin liegt der inhaltlich wertvolle Kern des jetzigen Urteils.
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