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Historischer Pakt: Sun erhält zwei Milliarden Dollar von Microsoft

Ist das ein verspäteter Aprilscherz? Offenbar nicht: Sun Microsystems und Microsoft haben sich außergerichtlich auf die Beilegung ihrer langjährigen Fehde geeinigt, und zwar in einer Form, die bislang nicht vorstellbar war. Der heute verkündete Vertrag wird die IT-Welt nachhaltig verändern

Die Konzerne erklärten, man habe einen Vertrag unterzeichnet, wonach der Redmonder Konzern 1,95 Milliarden Dollar an die Firma von Scott McNealy zahlt. Man wolle künftig einvernehmlich zusammenarbeiten und alle rechtlichen Querelen vergessen.

Gleichzeitig sprach Sun eine Warnung vor noch größeren Verlusten im Quartal aus und kündigte den Abbau von 3300 Stellen an. In Form eines Zwischenberichts erklärte Sun, für das dritte Quartal rechne man mit einem Verlust von sechs bis acht US-Cent je Aktie. Und drittens wurde Software-Chef Jonathan Schwartz, 38, zum President and Chief Operating Officer ernannt und ersetzt damit den 2002 ausgeschiedenen Ed Zander.

Das Abkommen zwischen den beiden als „Erzrivalen“ bezeichneten Konzernen wurde als „Pakt“ bezeichnet, der die Zusammenarbeit für die Dauer von zehn Jahren festlegen soll. Microsoft werde zunächst 700 Millionen Dollar für die Beilegung von Kartellrechtlichen Streitigkeiten und 900 Millionen Dollar für Patentverletzungen bezahlen. 350 Millionen Dollar Lizenzgebühren sollen sofort ausgehändigt werden, aber auch Sun will künftig für den Einsatz von Microsoft-Technik zahlen, so die Unternehmen in einer Erklärung von heute.

In technischer Hinsicht wolle man sich vor allem im Bereich der Server und Desktops austauschen. Man wolle sich gegenseitig technische Details vorlegen, speziell im Bereich der Directories and Identity Servers wolle man Sicherheitsfeatures genauer unter die Lupe nehmen. Das Abkommen könne noch auf E-Mail- und Datenbank-Software ausgeweitet werden.

Sun will zudem die Windows Desktop Communications Protocols in Lizenz nehmen, und zwar zu den Bedingungen, wie sie vom U.S. Department of Justice 2002 festgelegt worden waren. Damals hatte die Bush-Regierung gerade den Kartellrechtsprozess gegen Microsoft beendet.

Knackpunkt der Auseinandersetzung war seit Jahren der Einsatz der Java Virtual Machine – Microsoft hatte eine eigene geschrieben, die von Sun als unzulässig erklärt worden war. Nun soll es Microsoft erlaubt sein, weiter Support für die eigene Fassung anzubieten. Weiteres Schlüsselproblem: Die Inkompatibilität von J2EE und .Net. Beide bislang getrennten Web Service-Welten sollen künftig miteinander verbunden werden.

ZDNet.de Redaktion

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