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Microsoft schaltet Anti-Linux-Werbung

Der Kampf gegen Linux hat – nachdem man die Bedrohung durch das Open Source-Lager zunächst nicht wahrnehmen wollte – mittlerweile eine lange Tradition im Hause Microsoft. Zuletzt attackierte MS Deutschland den Nürnberger Linux-Distributor Suse mit einer besonderen Studie: Sie sollte nachweisen, dass die Produkte aus Redmond einen größeren Beitrag zur Wertschöpfung und Beschäftigung in Deutschland leisten als das konkurrierende Betriebssystem Linux. „Microsoft wirkt in Deutschland als Jobmotor“, erklärte dazu Jürgen Gallmann, Chef der deutschen MS-Niederlassung. „Jedem einzelnen unserer 1500 Microsoft- Mitarbeiter lassen sich direkt 51 Arbeitsplätze in der deutschen IT- Industrie zurechnen. Damit können wir von 76.000 Arbeitsplätzen bei unseren Partnern sprechen, die direkt mit Microsoft in Deutschland zu tun haben.“

Das „Münster Institute of Computational Economics“ (MICE) an der Universität Münster hatte im Auftrag von Microsoft Deutschland errechnet, dass sich bei den untersuchten Partnerunternehmen 11,2 Milliarden Euro Umsatz auf die Verbindung mit Microsoft zurückführen lassen. Damit könnten jedem Euro Umsatz von Microsoft selbst rund 7,5 Euro Umsatz bei den Partnern zugerechnet werden. Generell liege der Umsatz der Microsoft-Partner über dem Durchschnitt auf dem IT-Markt. In einer weiteren Studie kommt das MICE zum Schluss, dass freie Software wie das Betriebssystem Linux aus volkswirtschaftlicher Sicht keine geeignete Alternative zum kommerziellen Softwaremarkt darstelle.

Suse-Chef Richard Seibt antwortete umgehend. Die von Microsoft bezahlte Untersuchung zeige, wie verzweifelt der Softwarekonzern versuche, gegen den Erfolg der Open Source-Software anzugehen. Denn vielen Heimanwendern sei die Kombination von Windows und Microsoft Office zu teuer: „Sie sind in der Vergangenheit auf Raubkopien ausgewichen und entdecken jetzt Linux.“ Und in den Unternehmen stünden möglichst günstige Gesamtkosten für Computersysteme im Vordergrund. „Daher löst Linux in diesen Monaten eine Investitionswelle aus, die alle Aktivitäten von Microsoft selbst und den Microsoft Partnern übersteigt.“

Schon früher musste sich Suse mehrmals den Angriffen durch von Microsoft finanzierte Studien erwehren. Unternehmenssprecher Christian Egle hatte dazu im April vergangenen Jahres gegenüber ZDNet erklärt: „Microsoft hat nur wahr gemacht, was sie bereits in den so genannten Halloween-Papieren angekündigt haben: sie werden versuchen, Linux mit TCO-Argumenten anzugreifen. Nun überlassen wir es den Anwendern selbst zu entscheiden, ob Sie unabhängigen Untersuchungen wie von Cybersource oder der Robert Francis Group mehr Vertrauen schenken als der entsprechenden von Microsoft initiierten und finanzierten IDC-Studie.“

Das von Egle angesprochene Halloween-Dokument stammt aus dem November 1998. Darin hatte der Microsoft-Manager Vinod Vallopillil eine langfristige Strategien vorgeschlagen, um das Unternehmen gegen die zunehmend populäre Kategorie der Open Source Software wie Linux, Apache, Bind oder Sendmail zu wappnen und gängige Internet-Protokolle von eigener Software abhängig zu machen.

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ZDNet.de Redaktion

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