Modernes Web feiert zehnten Geburtstag

Im Internet surfen, rasch ein paar Fotos mailen, Musik und Filme laden oder mit Freunden chatten – für Millionen Menschen gehört das längst so selbstverständlich zum Alltag wie Autofahren oder Telefonieren. Und die Buchstaben „www“ dürften dabei weltweit so häufig getippt werden wie kaum eine anderes Kürzel. Das hätte sich Tim Berners-Lee (47), Direktor am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA, vor zehn Jahren niemals träumen lassen. Sein damaliger Arbeitgeber CERN, das Europäische Labor für Teilchchenphysik in Genf, gab am 30. April 1993 den von Berners-Lee entwickelten www-Standard zur kostenlosen Nutzung frei. Heute wird der Brite als Vater des World Wide Web gefeiert, das wie kaum eine technische Entwicklung zuvor Kultur und Gesellschaft verändert hat – und das in kürzester Zeit. Die Freigabe des www-Standards war die Geburtsstunde des globalen multimedialen Datennetzes.

Etwa ein Drittel der 42 Millionen deutschen Internet-Nutzer geht im Netz einkaufen. Weltweit verbringen 600 Millionen Menschen dort täglich einen Teil ihrer Arbeits- oder Freizeit. „Was ich getan habe, hätte jeder tun können“, sagt der bescheidene Wissenschaftler Berners-Lee, der vom unerwarten Erfolg seiner Entwicklung zunächst nichts ahnte. Denn das Internet an sich gab es bereits seit 1983, basierend auf dem zu Zeiten des Kalten Krieges 1969 in den USA gestarteten militärischen Arpanet.

Allerdings war es umständlich zu bedienen, und übertragen werden konnten ausschließlich Texte. Erst Berners-Lee brachte dem am spartanischen Wissenschafts-Bedarf orientierten Netz auf seinem NeXT-Rechner von Apple-Gründer Steve Jobs jene Multimedia-Fähigkeiten bei, die es zum erfolgreichen Massenmedium machte. So genannte Hyperlinks ermöglichten die digitale Verknüpfung nicht nur von Texten, sondern auch von Multimedia-Dateien. Mit der Seitenbeschreibungssprache Hypertext Markup Language (HTML) ließen sich Texte, Bilder, Ton- oder Filmdateien zu einer Internetseite zusammenfügen. Hinzu kamen das Übertragungsprotokoll HTTP sowie das mit „www“ beginnende Adressformat, mit dem man im Browser eine Internetseite aufrufen kann.

„Mit dem Web teilen wir unser Wissen“, schwärmt der www-Erfinder vom hierarchiefreien dezentralen Zugang zu Informationen, „ohne zu unterscheiden, von wem oder von wo in der Welt darauf zugegriffen wird“. Das Internet ist ein Milliardengeschäft und inzwischen für die meisten der Hauptgrund für einen PC-Kauf. Berner-Lee selbst verzichtete auf den kommerziellen Erfolg, doch noch heute hält der WWW-Erfinder als Direktor des World Wide Web Consortium W3C die Fäden des Netzes in der Hand. Das W3C will sicherstellen, dass sich das Internet nur auf der Grundlage offizieller Standards weiterentwickelt und so für jeden zugänglich bleibt. Der Internet-Hype ist ungebrochen, auch wenn zahlreiche Internetpioniere die New-Economy-Goldgräberzeiten wirtschaftlich nicht überstanden haben. Und mit den mobilen Breitband-UMTS-Handys wird das World Wide Web nun endgültig zum überall verfügbaren Medium.

ZDNet.de Redaktion

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