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CeBIT 2003: Irak-Krise überschattet die Computermesse

Sie ist noch immer die größte Messe der Welt: Hunderttausende werden in diesen Tagen zur Computermesse CeBIT strömen, die am Abend von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) in Hannover eröffnet wird. Doch die Stimmung ist gedrückt. Die Ausstellerzahlen sind gesunken, die Irak-Krise lastet auf der Konjunktur und damit auf den Geschäftsaussichten der HighTech-Branche.

Firmen knausern mit Investitionen in neue Computer und Software. Das groß angekündigte Thema UMTS scheint auch dieses Jahr nicht den Durchbruch zu schaffen. Einige Lichtblicke gibt es immerhin: Produkte wie Digitalkameras, DVD-Player und Videospielkonsolen finden bei den Kunden trotz knapper Budgets reißenden Absatz.

Die Veranstalter geben sich in diesem Jahr betont zurückhaltend: Eine Art „Basislager für den Aufschwung“ sei die CeBIT in diesem Jahr, heißt es in den Werbetexten der Messe Hannover. Ob das eher skeptisch oder optimistisch ausgelegt werden kann, hängt wohl von der konjunkturellen Wetterlage und der Fitness der Gipfelstürmer ab. Einige haben jedenfalls schon vor dem Start gekniffen: Mit rund 6500 Ausstellern ist die CeBIT deutlich kleiner als im Vorjahr, als noch 7200 Anbieter gezählt wurden.

Die Anforderungen an die Teilnehmer sind jedenfalls härter geworden: Technische Superlative ohne erkennbaren Mehrwert haben kaum Aussichten auf Erfolg. „Die Kunden wollen nicht länger heiße Kisten und coole Technik“, sagt Jörg Menno Harms, Vorsitzender der Geschäftsführung von HP Deutschland. „Sie wollen und müssen vielmehr Kosten senken.“

Die Kunden müssten überzeugt werden, dass Investitionen in Technologie sich auch rechneten. Gerade diese Frage treibt auch die Betreiber der neuen UMTS-Mobilfunknetze um. Noch weiß niemand, welche Anwendungen die Kunden wirklich wollen. Von ursprünglich sechs Lizenzinhabern sind zudem nur noch vier übrig: Quam und Mobilcom (Börse Frankfurt: MOB) ging im vergangenen Jahr beim milliardenteuren Aufbau der neuen Netze das Geld aus. Auch die Großen haben Schwierigkeiten. Am Wochenende kündigte Vodafone als Nummer zwei auf dem deutschen Markt die erneute Verschiebung des UMTS-Starttermins auf Herbst an.

Marktführer T-Mobile, der ab Mitte des Jahres starten will, gibt sich dagegen kämpferisch: Bis zu 70 Prozent will die Telekom-Tochter die bisherigen Tarife für Datenübertragungen mit der Einführung von UMTS senken. Der Schritt dürfte auch Reaktion auf Unkenrufe aus der Branche sein, dass UMTS möglicherweise weitgehend überflüssig ist. Lokale Funknetze (W-LANs) könnten den Wert der mit Milliardenbeträgen erkauften Lizenzen deutlich mindern. Tausende so genannte Hotspots schaffen zumindest in Ballungsräumen und Zentren wie Flughäfen, Hotels und Restaurants schon jetzt die Möglichkeit, per Laptop oder Taschencomputer mit Hochgeschwindigkeit ins Internet zu gehen. Auch UMTS-Anbieter wie die Telekom steigen daher nach langer Zurückhaltung nun massiv in die neue Technik ein. Aus Sicht der Kunden ist die Frage wahrscheinlich weniger, wie etwas funktioniert, sondern dass es funktioniert.

Verkaufsschlager wie Digitalkameras, von denen im vergangenen Jahr rund 2,5 Millionen in Deutschland abgesetzt wurden, lassen die Branche hoffen, dass für Multimedia-Anwendungen durchaus gezahlt wird. Auch die Kombination Handy/Digitalkamera scheint bei den Kunden anzukommen. Daneben erstaunt Experten angesichts der Konjunkturkrise auch der Boom bei DVD-Playern. Rund sieben Millionen stehen derzeit schon in deutschen Wohnzimmern – Tendenz steigend. Eine ähnliche Entwicklung bei Videospiel-Konsolen, wo Anbieter wie Microsoft (Xbox) und Sony (Playstation) ihre Geräte nun für Online-Wettkämpfe über das Internet aufrüsten. Schon heute ist mit den virtuellen Daddelwelten mehr Umsatz zu machen als an der Kinokasse. Und der lange tot gesagte Internet-Handel boomt: Mit dem Verkauf an Endverbraucher machten deutsche Firmen im vergangenen Jahr dem Handelsverband HDE zufolge acht Milliarden Euro Umsatz. 2003 sollen es elf Milliarden Euro sein.

ZDNet.de Redaktion

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