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Super Mario bittet Super Mario zur Kasse

Wie vorab gemutmaßt hat die Europäische Kommission heute den japanischen Videospielkonsolen-Hersteller Nintendo wegen illegaler Vertriebspraktiken zum Schaden der Verbraucher kräftig zur Kasse gebeten. Insgesamt müssten Nintendo und sieben seiner Vertriebspartner eine Geldbuße von 167,8 Millionen Euro zahlen, erklärte EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti am Mittwoch in Brüssel. Er sieht es als erwiesen an, dass sie durch Absprachen das Angebot billiger Konsolen und Spiele mit populären Protagonisten wie Super Mario und Pokémon vor allem in Deutschland und den Niederlanden verhinderten.

Nintendo kündigte gegen die „überraschende“ Höhe der Strafe Berufung vor dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg an. „Jedes Jahr geben Millionen europäischer Haushalte große Summen für Videospiele aus“, sagte Monti, der wegen seines harten Vorgehens gegen Wettbewerbsverstöße in Anlehnung an den Video-Helden selbst den Spitznamen „Super Mario“ trägt. „Sie haben das Recht, Spiele und Konsolen zum niedrigstmöglichen Preis zu kaufen.“ Die Kommission werde deshalb keine Absprachen dulden, die dies verhinderten. Nintendo hat demnach während eines Großteils der 90er Jahre verhindert, dass Verbraucher von den hohen Preisunterschieden bei Spielkonsolen in Europa profitieren konnten.

So lagen Brüssel zufolge die Preise für Spielkonsolen auf dem wichtigsten Markt in Großbritannien um bis zu 65 Prozent unter den Preisen in Kontinentaleuropa. Dieses Preisgefälle habe Händler dazu gebracht, sich die billigen Konsolen über Reimporte aus Großbritannien zu beschaffen, erklärte die Kommission weiter. Nintendo und seine Vertriebspartner hätten daraufhin die betreffenden Firmen bestraft, indem sie künftig geringere Kontingente an regulär eingeführten Konsolen und Spielen erhielten oder gleich ganz boykottiert wurden. Nintendo sei Anstifter der Marktaufteilung in Europa gewesen, betonte Monti. Der japanische Konzern wurde deshalb mit 149 Millionen Euro zur vierthöchsten Strafe in der Geschichte der EU-Wettbewerbskontrolle gegen ein Einzelunternehmen verdonnert. Unter den Vertriebspartnern kam die deutsche CD-Contact Data GmbH mit einer relativ geringen Strafe von einer Million Euro davon. Die höchste Buße muss die britische John Menzies plc. mit 8,6 Millionen Euro zahlen.

Nintendo räumte ein, dass die Vertriebspraktiken bis 1998 nicht den europäischen Wettbewerbsstandards entsprachen. Der Konzern habe nun aber sämtliche Vertriebsstrukturen überprüft und ein Programm initiiert, das den freien Warenaustausch innerhalb Europas sicherstellt, erklärte das Unternehmen.

Kontakt: Nintendo, Tel.: 06026/9500 (günstigsten Tarif anzeigen)

ZDNet.de Redaktion

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