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Der Kampf um Web Service-Standards ist voll entbrannt

Europäische CIOs sind davon überzeugt, dass Web Services das Geschäftsleben radikal verändern werden. Das ist das Fazit einer heute veröffentlichten Umfrage, die von Bea Systems in Auftrag gegeben worden war. 54 Prozent der 320 befragten IT-Verantwortlichen sagen demnach, dass Web Services die Art, wie Unternehmen das Internet nutzen, verändern wird. Neben Enterprise Application Integration und Security stünden Web Services an erster Stelle bei IT-Investitionen.

Dem Erfolg der Web Services steht nur eines im Wege: Zwietracht über die einzusetzenden Standards. Nur gemeinsame, von der gesamten Branche getragene Standards können die Total Costs of Ownership für das Unternehmen senken. Doch nach wie vor sind einheitliche Standards nicht abzusehen, eher im Gegenteil. Erst vor wenigen Tagen hatte aus diesem Grund Oracle (Börse Frankfurt: ORC) das World Wide Web Consortium (W3C) darum ersuchen, ein Urteil in der Frage nach dem „Choreografie“-Standard für Web Services zu fällen. Es liegen zwei Vorschläge auf dem Tisch: Im Juni präsentierte Sun (Börse Frankfurt: SSY) und Kollegen wie SAP (Börse Frankfurt: SAP) das Web Services Choreography Interface, kurz WSCI. Im August konterte Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) und IBM (Börse Frankfurt: IBM) mit Xlang und der Web Services Flow Language (WSFL). Beide zusammen sollen die Business Process Execution Language for Web Services (BPEL4WS) ergeben.

Der Auftraggeber der Studie, Bea Systems, positioniert sich derzeit als reger Mitspieler im Web Service-Markt, ohne sich bislang für den einen oder den anderen Standard ausgesprochen zu haben. Zusammen mit Vertretern von Intel (Börse Frankfurt: INL), HP (Börse Frankfurt: HWP) und der Gartner Group präsentierte der Anbieter heute in München neben der Studie sein Web Service-Konzept. Dies besteht entsprechend in erster Linie aus „Offenheit“. So erklärte der Bea-Manager Peter Poess: „Wir haben uns Java verschrieben, sind aber auch offen für .Net.“ Bekanntlich hat das Unternehmen in der Vergangenheit sowohl bei der Entwicklung des .Net-Konzeptes von Microsoft als auch des von Sun (Börse Frankfurt: SSY) initiierten Gegenprojektes, dass auf der Java 2 Enterprise Edition (J2EE) fußt, mitgewirkt. Obwohl man in München nicht müde wurde, einheitliche Standards für Web Services zu fordern, zieht man selbst den Tanz auf beiden Hochzeiten vor.

Die Erklärung für diese ambivalente Haltung erläuterte der Forschungschef der Gartner Group, Milind Govekar: „Beide ‚Religionen‘ werden auch künftig koexistieren. Zudem finden Sie innerhalb eines Unternehmens häufig Systeme aus beiden Lagern. So müssen Sie von Fall zu Fall entscheiden, welchen der beiden Wege sie beschreiten wollen. Klar ist aber, dass der Kampf um einheitliche Standards im vollen Gange ist.“

Neben der Frage nach den Standard droht neues Ungemach: Wie Don Deutsch, Oracles Vice President der „Standards Strategy and Architecture“-Abteilung, bereits vor Wochen erklärte, sollte keine Web-Sprache das Rennen machen, die den Nutzern hohe Lizenzgebühren aufzwingt. Letzteres wirft Sun seit Monaten dem Tandem aus Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) und IBM vor. Standards, die dem Initiator derselben hohe Gebühren zuschustert, würden sich kontraproduktiv auf die Entwicklung der Web Services auswirken, zeigte sich im Gespräch auch Christian Lamprecht, Strategiemanager bei Intel, überzeugt.

Trotz dieser noch offener Fragen: „In der IT-Branche sind Web Services zurzeit ein riesiger Hype“, so Steve Allen, Senior Vice President EMEA bei BEA Systems. Und sie sollen auch weiterhin eine dominierende Rolle im Markt spielen: Die Mehrheit der CIOs wollen bis 2005 Web Services nutzen, so die von Bea finanzierte Studie. 24 Prozent der Befragten planen, in den nächsten zwölf Monaten zwischen 100.000 und 500.000 Euro in Web Services zu investieren, vornehmlich im Bereich Finanzdienstleistungen. Zweifel an der Sicherheit von Web Services führen jedoch bei 48 Prozent der europäischen Unternehmen zur Zurückhaltung.

Die vorgestellte Befragung wurde im Mai 2002 von SWR Worldwide unter 320 CIOs und IT-Leitern in Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Spanien und Schweden durchgeführt. Auf Anfrage stellt Bea das „Executive Summary“ der Umfrage zur Verfügung. Es enthält alle Fragen mit den entsprechenden Ergebnissen und eine Tabellenübersicht über die gesamte Studie.

ZDNet.de Redaktion

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