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Web-Hosting: Wie sicher sind Ihre Daten?

Bisher war die Arbeit bei Strato klar gegliedert: KPNQWest in Karlsruhe kümmerte sich um die Technik, Strato in Berlin um den Kontakt zum Kunden. Diese Ehe hielt über mehrere Jahre, obwohl es immer wieder zum Teil heftigen Streit zwischen den Partnern gab. Doch dann kam die Insolvenz von KPNQWest, und Konkurrent 1&1 legte beim Insolvenz-Verwalter ein Angebot zur Übernahme des KPNQWest-Rechenzentrums, in dem alle Strato Server stehen, auf den Tisch. Die Strato-Mutter Teles reagierte nach wenigen Tagen und hat inzwischen den Kaufvertrag für das Rechenzentrum unterschrieben.

Bei unserem Besuch im Technologiepark Karlsruhe kam dann die Ernüchterung: Teles Vorstand Rochus Wegener erklärte, dass der KPNQWest Geschäftsführer ein Betreten des Rechenzentrums durch ZDNet nicht erlauben wollte und so präsentierte man uns Fotos von innen und Rochus Wegener erklärte uns die Anlage von außen und zeigte die Sekundärtechnik, also die Wärmeaustauscher der Klimaanlage und das Notstromaggregat, dass in einem zweiten Gebäude untergebracht ist.

Das Strato Rechenzentrum ist in zwei Bürogebäuden untergebracht, die nur wenige Meter voneinander entfernt sind. Das „alte“ Rechenzentrum bietet rund 300 m2 Platz und beherbergt nur noch wenige Server von Strato. Der überwiegenden Teil der Anlage steht im „neuen“ Rechenzentrum, dass rund 800 m2 umfasst, von denen die Strato Server rund 300 m2 beanspruchen.


Von außen sieht man bei Strato nur gespielte Scheiben.

Von außen


Jeder Zutritt wird überwacht.

Das Strato-Rechenzentrum befindet sich ebenerdig in einem neuen Gebäude des Technologieparks. „Von außen sieht man nur gespielte Scheiben. Dahinter befinden sich aber noch einmal starke Betonmauern, um die Anlage zu schützen. Kein Schild deutet darauf hin, dass KPNQWest hier ein so großes Rechenzentrum betreibt“, so Rochus Wegener vor Ort in Karlsruhe. „KPNQWest hatte zuletzt sieben Mitarbeiter, die sich um das Rechenzentrum gekümmert haben. Wir haben diese Mannschaft inzwischen auf 15 aufgestockt“ informiert Wegener. Ins Rechenzentrum selbst gehen die Mitarbeiter nur selten, fast alles wird aus einem Nebengebäude gemacht. Nur wenn Arbeiten an der Hardware vorgenommen werden müssen, geht ein Techniker in das Rechenzentrum. „Jeder Zutritt eines Mitarbeiters wird von einem System mitgeloggt und lässt sich zurückverfolgen. Kunden haben keinen Zutritt, und Mitarbeiter von anderen Firmen lassen wir nur unter Aufsicht herein“, sagt Wegener. Die ganze Anlage ist videoüberwacht.

Bei einem Stromausfall springt sofort eine USV-Anlage ein und bei einem längeren Ausfall wird ein großer Dieselgenerator hochgefahren, der sich im Keller des Gebäudes befindet und rund 1,5 Megawatt Strom liefert. „Der Tank ist randvoll und reicht bei der aktuellen Auslastung des Rechenzentrums für mehrere Wochen“, erklärt Wegener. Zu einem Feuer ist es bisher bei Strato nicht gekommen, für den Fall der Fälle steht eine Löschgasanlage bereit.


Der Tank des Dieselgenerators reicht für mehrere Wochen.

Die Anlage
Strato setzt seit dem Start auf Server der Firma Sun Microsystems. Aktuell sind rund 60 Maschinen in Betrieb, der größte Teil sind Webheads. „Alle Anfragen auf alle Sites werden von einem Load Balancer gleichmäßig auf die Webheads verteilt. Diese holen sich die Daten von einem großen Storage-System von Network Appliance. Wenn ein Webhead ausfällt, übernehmen die anderen die Arbeit mit“, erklärt der Teles-Vorstand das Konzept. Damit im Ernstfall die Last auf den verbliebenen Maschinen nicht zu groß wird, stehen Ersatzmaschinen bereit, die dann hochgefahren werden.


Strato setzt auf Server von Sun Microsystems.

Einmal pro Woche wird ein Vollbackup der Daten auf Band gemacht, täglich ein inkrementelles, also eine Sicherung der Daten, die sich seit dem letzten Backup geändert haben.

Sollte doch mal ein Problem auftauchen, stehen die Mitarbeiter von KPNQWest bereit. „Sobald wir das Rechenzentrum übernommen haben, werden wir die Sicherheit vor Ausfällen durch permanenten Einsatz von Mitarbeitern vor Ort weiter erhöhen“, so Wegener. Klartext: Aktuell sind die Techniker nicht rund um die Uhr vor Ort.

Die größte Panne im Strato-Rechenzentrum war kurz nach der CeBIT 2001. Damals war es zu Stromschwankungen im Storage-Array von EMC2 gekommen und Technik-Dienstleister KPNQWest musste einräumen, einen Band-Roboter zwar bestellt, aber nicht installiert zu haben. Schon damals drängte Teles nach eigenen Angaben auf eine Verbesserung des Services und überlegte den Komplettkauf des Rechenzentrums.

Über Wartungsarbeiten wurden die Kunden bis vor wenigen Wochen über ein Strato-Forum informiert. Dieses wurde nun abgeschaltet und gegen eine FAQ-Liste ausgetauscht. Informationen über Wartungsarbeiten finden die Kunden seither nur noch über das Konfigurations-Menü Ihrer Web-Präsenz. „Das Forum hat sich leider nicht bewährt. Die drei Mitarbeiter waren ständig damit beschäftigt, immer die selben Fragen zu beantworten. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, in Zukunft nur noch eine Liste der häufigsten Fragen ins Netz zu stellen. Diese Seite wird laufend aktualisiert und verbessert“, sagt Rochus Wegener.

Anbindung
Lange Zeit verließ sich Strato ausschließlich auf den Euroring von KPNQWest. Nach der Insolvenz des amerikanisch-niederländischen Anbieters und der drohenden Abschaltung des Eurorings schaltete man zusätzliche Leitungen zu Cable&Wireless und zu Lamdanet, die in einem Nebengebäude sitzen, hinzu. „Zwei Anbindungen erfolgen mit 1 GBit/s, eine dritte Anbindung mit 644 MBit/s. Zur Zeit werden davon in Spitzenzeiten rund 800 MBit/s genutzt. Wir planen dennoch, weitere Anbindungen zuzuschalten, um die Ausfallsicherheit zu erhöhen“, informiert Wegener.

Standard
Strato möchte als erster Anbieter auf dem deutschen Markt sein Rechenzentrum von einem unabhängigen Institut zertifizieren lassen. „Wir glauben, dass der Kunde schwarz auf weiß sehen muss, dass man sich nicht nur Mühe gibt, die beste Erreichbarkeit zu gewährleisten, sondern dies auch bestätigt bekommen hat“, so Rochus Wegener. Strato will dann in Zukunft mit dem Webtrust-Siegel auf seiner Site und in den Prospekten werben.

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ZDNet.de Redaktion

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