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Business-Infrastruktur mit Linux

Jollans sagt, dass Kunden Linux-taugliche Enterprise-Middleware für Workload Consolidation, Server Consolidation und Web-Applikationen wünschen. „Vor zwei oder drei Jahren waren es vor allem Techniker, die Linux für File- und Web-Server wollten“, führt er aus. „Jetzt sind es IT-Manager und CIOs, die nach einem guten und stabilen Betriebssystem und Middleware Ausschau halten.“ Dabei spielen auch die Kosten eine Rolle. „Immer wieder werfen unsere Kunden einen Blick auf Linux als Möglichkeit, um Geld zu sparen“, so Jollans. „Da kommen selten weitere Optionen ins Spiel.“

Ed Lynch, IBM’s Linux Systems Manager, zufolge gibt es noch ein weiteres Dauerthema, das IT-Abteilungen auf Linux schielen lässt. „Was beschert einem CIO schlaflose Nächte? ‚Zu viel Arbeit und zu wenig Leute.‘ Wo findet man fähige Leute, und welche Fähigkeiten bringen sie mit? Da landet man ganz automatisch bei Linux“, sagt er.

Nach Auskunft von Dan Kusnetzky, IDC Vice President for System Software Research, liegt ein weiterer Grund darin, dass IBM Linux als einen Markt mit Zukunft betrachtet. Ohne großen zusätzlichen Aufwand kann IBM sein AIX-Know-how auf Linux übertragen und gleichzeitig die Linux-Vereinheitlichung unterstützen. „Damit kann IBM mit Linux neue Märkte erschließen, auch dort, wo IBM jahrelang keine Chance gehabt hat.“ Kusnetzky hält diese Linux-Strategie für eine kluge Entscheidung, denn für IBM „bedeuten mehr verfügbare Plattformen auch mehr Umsatz.“

Wie viel Umsatz IBM mit Linux-Middleware (und Linux insgesamt) generiert, ist fast nicht festzustellen. IBM weigert sich, die exakten Umsatzzahlen bekannt zu geben, die mit der berühmten Millarden-Dollar-Investition in Linux und AIX erzielt wurden. Kusnetzky nimmt an, dass AIX für den Löwenanteil der Umsätze verantwortlich ist, aber schon in zwei bis drei Jahren könnten Linux und zugehörige Middleware IBM’s profitabelste Produktlinie sein. IBM ist nicht der einzige große Software-Hersteller, der sich stark bei Linux engagiert.

Auch Oracle investiert stark in Linux-Middleware. Während IBM vor allem mit zwei großen Linux-Vertreibern (UnitedLinux und Red Hat) zusammenarbeitet, stecken Oracle und Red Hat mit Dell als flotter Dreier unter einer Decke: Dell liefert die Hardware, Red Hat entwickelt ein Oracle-freundliches Linux (Red Hat Advanced Server), und Oracle fügt Real Application Clusters und Unterstützung für Red Hat’s Clustering File System seiner Oracle 9i Datenbank hinzu. Auf diese Weise können die drei Unternehmen den Kunden eine Komplettlösung mit Hardware, Betriebssystem und Middleware anbieten – so wie es IBM und Sun bereits tun.

Auch Hewlett-Packard ist schwer aktiv in Bezug auf Linux für Unternehmen. HP war einer der ersten, die sich um Linux-Middleware kümmerten, scheint sich inzwischen aber aus dem Middleware-Geschäft zurückzuziehen. Auch Sun versucht schnell einen Fuß ins Linux-Middleware-Geschäft zu bekommen. Anfang Februar gab Ed Zander, seinerzeit COO und President von Sun, bekannt, dass Sun „die komplette Implementierung des Sun Open Network Environment (ONE) nach Linux portieren will.“

Reine Application Server-Anbieter springen ebenfalls auf den Linux-Zug auf, Beispiele: BEA Systems‘ neue High-end Java Virtual Machine WebLogic Jrockit, das ebenso wie WebLogic Server 7 unter Linux läuft – das Zugpferd des Unternehmens bei den J2EE Application Servern.

Es geht nicht nur um Linux
Der Wechsel zu Linux-Middleware ist eine echte Veränderung und hilft, wie Kusnetzky von IDC sagt, dabei, die Unix-Plattformen zu vereinigen. „HP spricht davon, dass Linux-Anwendungen auch unter HP-UX funktionieren werden; dasselbe behauptet Sun von Solaris“, sagt er. „ISVs werden sich fragen: ‚Warum sollten wir für eine spezielle Unix-Variante entwickeln, wenn ich für Linux entwickeln kann und die Anwendung auf fast allen Unix-Plattformen laufen wird?'“ Laut Kusnetzky setzt IBM aufs richtige Pferd, wenn sie davon ausgehen, dass Linux die universale Enterprise Unix-Plattform der Zukunft sein wird.

IBM, Oracle und andere Middleware-Anbieter kümmern sich nicht nur um Linux, sondern auch um J2EE – denn fast alle Linux Middleware-Produkte basieren auf J2EE Application Servern. Das ist keine Kehrtwendung, sondern es festigt die Verbindung zwischen Linux und J2EE.

Man könnte sogar mit Kusnetzky argumentieren, dass CIOs eher zuerst entscheiden, welche Datenbank und welche Middleware sie brauchen, bevor sie sich dann für ein Betriebssystem entscheiden, als umgekehrt. „Man will sich nicht unwiderruflich auf Hardware und Betriebssystem festlegen, weil das nur die Migration schwieriger macht, wenn sich die Technik weiterentwickelt“, erläutert er. Dieser Ansatz ist besonders sicher, wenn man bedenkt, dass die Middleware-Entwicklung in zwei Lager gespalten ist: in .NET-Fans (Microsoft) und J2EE-Fans (alle anderen).

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ZDNet.de Redaktion

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