CeBIT: Neue Top-Level-Domains teilen das Netz virtuell

Rund 15 Jahre lang wurden keine länderunabhängigen Top-Level-Domains mehr eingerichtet. Die bestehenden wie .com/.net/.org erfreuten sich großer Beliebtheit. So gibt es heute rund 28 Millionen registrierte .com-Domains und kaum noch freie Namen. Schlund und Partner diskutierte am Freitag auf einem Round Table mit Vertretern der Firmen, die die neuen Top Level Domains verwalten.

„Wir glauben, dass das Internet mit den neuen Top-Level-Domains wie .name/.biz/.info in Zukunft viel stärker virtuell und weniger nach Ländern unterteilt wird. Dies ist für Web-Angebote, die sich nicht auf ein Land beschränken, ein großer Vorteil“, so Jennie-Marie Idler, Senior Manager bei Neulevel, die unter anderem die .biz und .us Adressen verwalten.

Das vor Jahren beliebte Domain-Grabing, also das Reservieren von Web-Adressen auf Verdacht und in der Hoffnung, die Adresse eines Tages teuer an eine andere Firma verkaufen zu können, soll bei der neuen Geschäftsendung .biz verhindern werden. „Wer eine .biz Adresse für sich reserviert, muss unter dieser Domain eine Business-Site ins Netz stellen. Sollte dies nicht der Fall sein, kann die Adresse auch wieder aberkannt werden. Gleiches ist möglich, wenn wir bemerken, dass jemand die Adresse meistbietend weiterverkaufen will“, so Richard Tindal, Vize-Chef von Neulevel.

Die hohe Zahl der Registrierungen bei den neuen Top-Level-Domains führt Desiree Miloshevic von Affilias darauf zurück, dass die Adressen .biz, .info und .name nicht so eingeschränkt sind wie zum Beispiel .museum. „Diese Form der Strukturierung von Internet-Angeboten ist aus unserer Sicht sehr benutzerfreundlich: Wenn ich als User eine .info Adresse abrufe, weiß ich, dass ich dort Informationen über ein Produkt oder eine Dienstleitung bekomme. Bei .biz weiß ich, dass ich etwas über ein Unternehmen erfahren werde.“

Problematisch sind die Namensrechte: Was passiert, wenn eine Privatperson sich cocacola.info reserviert? „Dieses Problem wird nur bei wenigen Namen auftreten. In Zukunft müssen wir natürlich schauen, wie solche Markenrechte behandelt werden. Denn die United Internet AG hat ja theoretisch die gleichen Rechte auf united.biz wie die Fluggesellschaft United Airlines“, so Jennie-Marie Idler.

Neben den Firmen sind Privatpersonen eine weitere Zielgruppe für die neuen Top-Level-Domains. „Für sie wurde die Domainendung .name eingerichtet. Hier kann sich jede Privatperson eine Adresse reservieren“, sagte Eric Schätzlein, Aufsichtratmitglied bei der deutschen Vergabestelle Denic und der Firma Affilias und gleichzeitig Vorstandsmitglied bei Schlund & Partner.

Für Domain-Registrate sieht Jennie-Marie Idler eine goldene Zukunft kommen: „Nach dem amerikanischen Markt rückt jetzt immer stärker der europäische Markt in den Mittelpunkt. Immer mehr Firmen und Privatpersonen wollen eine eigene Webpräsenz und bei den bestehenden Endungen sind fast alle Namen schon vergeben.“

ZDNet.de Redaktion

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