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Wenig Freude über Zwangsurlaub im Silicon Valley

Im krisengeschüttelten Silicon Valley in Kalifornien hat der Unabhängigkeitstag am Mittwoch bei vielen Arbeitnehmern ein zwiespältiges Gefühl hinterlassen: Schließlich nutzen ihn zahlreiche High-Tech-Firmen, um ihre Angestellten gleich für die ganze Woche in die Ferien zu schicken. Mit dem erzwungenen Urlaubsabbau versuchen die Unternehmen, die Rezession in der High-Tech-Wirtschaft aufzufangen und Überkapazitäten zu vermeiden.

Viele Mitarbeiter sehen den Zwangsurlaub jedoch als Menetekel für weiter schwierige Zeiten in der Branche, in der seit Monaten Entlassungen an der Tagesordnung sind. Insgesamt gingen rund 25.000 Angestellte von Firmen wie Sun Microsystems (Börse Frankfurt: SSY), Xilinx oder Network Appliance im Silicon Valley diese Woche in Zwangsferien.

Außerhalb des High-Tech-Tals bleiben noch einmal 33.000 Informatiker und Facharbeiter von Unternehmen wie dem Computerhersteller Compaq (Börse Frankfurt: CPQ) zuhause. Konkurrent Hewlett-Packard (HP; Börse Frankfurt: HWP) beschränkte sich bisher darauf, seiner Belegschaft Urlaubstage nahezulegen. Wann sie die nehmen, dürfen sie immerhin noch selbst entscheiden. Dafür bat die Firma ihre Belegschaft aber auch, über freiwillige Gehaltskürzungen nachzudenken. Obwohl in den von oben verordneten Ferien die Gehälter meist weiter gezahlt werden, hoffen die Unternehmen auf Kosteneinsparungen.

Denn sind die Büroräume leer, fallen weniger Nebenkosten bei Klimaanlagen, Heizung, Wasser und Strom an. Ebenso sparen die Unternehmen bei Sicherheitsdiensten und freiwilligen Sozialleistungen wie subventionierten Kantinen und Cafés. Ein Sprecher des Unternehmerverbandes Silicon Valley spielt die Massen-Betriebsferien herunter. „Diese Ferien-Schließungen gibt es jedes Mal, wenn sich die Konjunktur verlangsamt“, sagt Michael Wero. „Es ist nicht das erste Mal, dass wir das hier im Valley haben.“

Seinen Angaben zufolge schickten die Technologie-Unternehmen ihre Angestellen auch 1996 vor und nach dem Unabhängigkeitstag und rund um Weihnachten nach Hause, als die Hardware- und Chip-Hersteller in der Krise waren. Ebenso würden auch US-Autohersteller im Sommer ihre Werke schließen, um neue Modelle zu kreieren und Kosten zu sparen. Neben den Kosteneinsparungen haben die angeordneten Ferien den Vorteil, dass die Urlaubsansprüche ihrer Angestellten zusammenschmelzen. Die angesammelten Urlaubstage schlagen sich nämlich sonst als Verbindlichkeiten in den Büchern nieder. „Das kann dazu beitragen, die Schulden einer Firma zu verringern“, sagt Wero.

Dennoch beschäftigt sich nun die kalifornische Arbeitsbehörde mit der Unternehmenspraxis, nachdem einige Angestellte Beschwerden eingereicht haben. Erste Anhörungen sind im August geplant. Die Unternehmer betonen, bei den Zwangsferien handle es sich um ganz normalen Urlaub. Abgesehen davon fallen die Schließungen mit einer neuen Hitzewelle zusammen, die die Energiekrise in Kalifornien wieder anfachen wird. Behördenvertreter warnten bereits vor neuen Stromausfällen. Dies kommt den Unternehmen gerade recht: „Das Geld ist ein Grund, warum wir die Firma schließen“, sagt Dave Black von der Datenbankfirma Network Appliance in Sunnyvale. „Aber auch für die Energiekrise des Staates ist es eine gute Strategie.“

ZDNet.de Redaktion

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