Call-by-Call-Anbieter müssen Ausstände selbst eintreiben

Anbieter von Call-by-Call-Verbindungen in Deutschland müssen ihre offenen Rechnungen ab Juli selbst eintreiben und werden deshalb wohl teilweise ihre Preise erhöhen. Die privaten Konkurrenten seien ab 1. Juli auch selbst Ansprechpartner für Kundenbeschwerden, Reklamationen und Rückfragen zu Gebühren, erklärte die Deutsche Telekom (Börse Frankfurt: DTE) in Bonn. Der Ex-Monopolist wird künftig nur noch die Gebühren von Call-by-Call-Anbietern aufführen, kassieren und an die Wettbewerber weiterleiten.

Für mögliche Streitigkeiten aber steht die Telekom nicht mehr zur Verfügung. Stattdessen druckt sie auf ihre Rechnungen künftig nur noch die Servicenummern der genutzten Call-by-Call-Firmen. Diese schätzen die auf sie zukommende finanzielle Belastung auf einen zweistelligen Millionenbetrag, der wegen der schlechten Lage zum Teil an die Kunden weitergegeben werden müsse. Bisher hatte die Telekom für die Wettbewerber auch offene Forderungen eingetrieben und Reklamationen bearbeitet. Dies ist nun vorbei.

Für dieses Vorgehen gibt es bereits grünes Licht von der Regulierungsbehörde für Telekom und Post. Der entsprechende Beschluss sei aber bereits im März 2000 gefallen. Die Wettbewerber hätten ausreichend Zeit gehabt, sich auf den Mehraufwand vorzubereiten. Der Branchenverband VATM, in dem die Telekom-Konkurrenten zusammengeschlossen sind, erneuerte seine Kritik an der Regelung. Bei den einzelnen Anbietern seien die von den Kunden nicht gezahlten Beträge oft sehr gering, sagte VATM-Sprecher Benedikt Kind in Berlin. Da lohne es kaum, die Säumigen juristisch zu verfolgen. Andererseits addierten sich die geringen Beträge zu einer gehörigen finanziellen Belastung.

Außerdem müssten die Firmen zum 1. Juli ihr Personal für die Rechnungshotlines deutlich erhöhen. Die zusätzlichen Kosten treffen nach Ansicht Kinds die Branche in einer sowieso schon schwierigen Lage. Im Call-by-Call-Geschäft werde schon jetzt kaum etwas verdient, sagte Kind. Deshalb werden nach Ansicht Kinds demnächst „einige Unternehmen nicht mehr Call-by-Call anbieten, sondern nur noch Pre-Selection-Verträge“. Andere Firmen würden zwar weitermachen. „Aber die müssen dann wohl notgedrungen die Preise erhöhen.“

In jüngster Vergangenheit hatte die Telekom immer wieder über die hohen Schulden geklagt, die Mitbewerber wie Call-by-Call-Anbieter bei ihr angehäuft haben. Ein Telekom-Sprecher sagte damals: „Wir sind nicht die Hausbank unserer Konkurrenten.“ Im März hatten sich der Ex-Monopolist und die andere Telekommunikations-Anbieter auf Vermittlung der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post auf ein neues Verfahren zur Abrechnung der Dienstleistungen geeinigt.

Die Telekom wird bis einschließlich Februar 2003 von ihren Call-by-Call-Konkurrenten 28 Mark pro Tausend Abrechnungsposten plus neun Pfennig pro Rechnung erhalten. Ab März 2003 sollen es dann 25 Mark und acht Pfennig sein. Die Telekom hatte zuletzt 47 Mark pro Tausend Abrechnungsposten plus 16 Pfennig pro Rechnung gefordert. Die Wettbewerber ihrerseits wollten die Kosten auf 13 Mark für Tausend Posten und neun Pfennig pro Rechnung drücken.

Kontakt: Deutsche Telekom, Tel.: 0800-3300700

ZDNet.de Redaktion

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