Netzmiete: Talkline fordert 20 Prozent weniger Gebühr

Der Telekommunikations-Anbieter Talkline hat den Kompromissvorschlag der Deutschen Telekom (Börse Frankfurt: DTE) zur Mitnutzung von deren Leitungen kritisiert. Demnach soll die Netzmiete befristet bis Ende November um fünf Prozent gesenkt werden. Mannesmann Arcor war vergangene Woche auf den Vorschlag eingegangen.

„Es entsteht der Eindruck, als ob die Telekom hier ein Zugeständnis an die Wettbewerber gemacht hätte“, glaubt Talkline Finanzvorstand Frank Schubert. „De facto handelt es sich um einen Scheinsieg für die privaten Anbieter. Denn ursprünglich sollten auf Anordnung der Regulierungsbehörde (Regtp) die Kosten um durchschnittlich 20 Prozent gesenkt werden.“

Die Deutschen Telekom hatte gegen diese Anordnung beim Oberverwaltungsgericht in Münster geklagt und gewonnen. Das Gericht setzte somit die Regelung außer Kraft (ZDNet berichtete). Damit bleibt es vorerst ab dem 1. Juni bei den entfernungsabhängig Interconnection-Gebühren.

Die von der Regulierungsbehörde angestrebte Regelung sah eine sogenannte Element-basierte Abrechnung (EBC) vor, wobei sich die Gebühren nach der Anzahl der durchlaufenen Vermittlungsknoten richten. Das käme einer Kostenreduzierung für Wettbewerber mit einem durchschnittlichen Netzausbau von circa 20 Prozent gleich. Bisher wird jedoch nach Entfernungszonen abgerechnet. Die EBC-Regelung sollte ursprünglich ab dem 1. Juni in Kraft treten.

Laut dem Telekommunikationsgesetz (TKG) müssen Interconnection-Entgelte den gesetzlichen Maßstäben entsprechen. Die zur Zeit geltenden Gebühren seien jedoch laut Talkline ursprünglich nur bis zum 31.01.2001 genehmigt gewesen. Daher konnten bei diesen Abgaben nach Angaben Schuberts auch nur Kostenvorteile der Telekom bis zu diesem Zeitpunkt berücksichtigt werden. Folglich sei eine Absenkung der entfernungsabhängigen Tarife seit vier Monaten überfällig. Eine Reduzierung um lediglich fünf Prozent wird den tatsächlichen Kostenvorteilen laut dem Talkline-Chef nicht gerecht.

Talkline ist mit seiner Kritik an der derzeitigen Übergangsregelung nicht alleine. Sowohl der Interessenverband der Wettbewerber VATM als auch viele private Anbieter haben sich Ende vergangener Woche gegen den Vorschlag der Telekom ausgesprochen. „Wir begrüßen, dass mit dem befristeten Vorschlag Klarheit geschaffen werden soll. Aber eine Entscheidung kann einzig und allein von der Regtp festgelegt werden, um für alle Wettbewerber verbindlich zu sein. Diese Entscheidung muss aus unserer Sicht auf den Kostenmaßstäben des Telekommunikationsgesetzes basieren, um faire Wettbewerbsbedingungen im deutschen Festnetz zu garantieren“, sagt Schubert.

Kontakt:
Teldafax, Tel.: 0800/0103000
Talkline, Tel.: 01803/2003 (günstigsten Tarif anzeigen)

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Bestverkaufte Smartphones: Apple und Samsung dominieren

Das iPhone 15 Pro Max ist das meistverkaufte Smartphone im ersten Quartal. Das Galaxy S24…

12 Minuten ago

Google: Passkeys schützen mehr als 400 Millionen Google-Konten

Die Passwort-Alternative Passkeys überholt Einmalpasswörter bei der Zwei-Faktor-Authentifizierung. Auch Microsoft setzt sich aktiv für die…

17 Stunden ago

Infostealer: 53 Prozent der Angriffe treffen Unternehmensrechner

Der Anteil steigt seit 2020 um 34 Prozentpunkte. Allein 2023 erfasst Kaspersky rund 10 Millionen…

18 Stunden ago

Salesforce: Mit Einstein GPT zurück auf die Überholspur?

Salesforce forciert den Ausbau seiner Industry Clouds. Mit ihrem Prozesswissen könnten deutsche IT-Dienstleister davon profitieren.

2 Tagen ago

Neue Backdoor: Bedrohung durch Malvertising-Kampagne mit MadMxShell

Bisher unbekannter Bedrohungsakteur versucht über gefälschte IP Scanner Software-Domänen Zugriff auf IT-Umgebungen zu erlangen.

3 Tagen ago

BSI-Studie: Wie KI die Bedrohungslandschaft verändert

Der Bericht zeigt bereits nutzbare Angriffsanwendungen und bewertet die Risiken, die davon ausgehen.

4 Tagen ago