Deutschland will angeblich Export von Verschlüsselungssoftware verbieten

Die US-Regierung unter Präsident Bill Clinton hat mitgeteilt, daß andere führende Industrienationen dieselben strengen Exportbestimmungen für Verschlüsselungssoftware übernehmen werden, die in den USA Geltung haben. Darauf hätten sich die Vertreter von 33 OECD-Staaten gestern in Wien geeinigt.
Die Ausfuhr von Kodierungs-Programmen unterliegt in den Staaten ähnlichen Bestimmungen wie der Waffenexport. In Europa dagegen darf Verschlüsselungssoftware ohne Einschränkungen produziert, angewendet und exportiert werden. Die Bestimmungen in den USA haben den dort produzierenden Softwareunternehmen einen deutlichen Wettbewerbsnachteil beschert, während die Entwickler in der EU mit dem Verkauf von Kryptographiesoftware viel Geld verdienten.
Nach Aussagen von US-Regierungssprechern haben nun aber 33 Industrienationen das „Wassenaar“-Abkommen (www.wassenaar.org) unterzeichnet. Es sieht vor, daß Verschlüsselungssoftware mit Schlüssellängen über 64 Bit nicht mehr exportiert werden darf.
Das Wassenaar-Abkommen hat zum Ziel, den Export von Waffen und waffenähnlichen Techniken zu unterbinden und so regionale und internationale Sicherheit zu gewährleisten.
Gleichzeitig bedeutet die Anerkennung von Exportbestimmungen für Kryptografie-Software zum einen Milliarden-Verluste für die europäische Softwareindustrie, zum anderen eine Einschränkung des Rechts auf Privatsphäre. Den Anwendern wird es deutlich erschwert, E-Mails so zu verschlüsseln, daß niemand, auch kein Geheimdienst, sie mehr dechiffrieren kann.
Für Deutschland hat das Bundesausfuhramt das Abkommen unterzeichnet. Es handelt sich dabei um eine Unterabteilung des Wirtschaftsministeriums (BWMi). Sprecher der Behörde, des BMWi und des Justizministeriums waren auf Anfrage nicht in der Lage, zu dem Abkommen und seinen genauen Inhalten Stellung zu nehmen.
Zu den unterzeichnenden Nationen zählen Argentinien, Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Kanada, Tschechien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Ungarn, Irland, Italien, Japan, Luxemburg, Niederlande, Neuseeland, Norwegen, Polen, Portugal, Südkorea, Rumänien, Russland, Slovakei, Spanien, Schweden, Schweiz, Türkei, Ukraine, Großbritannien und die USA.
Im Laufe des Tages wollen die Behörden in Wien und Bonn Erklärungen abgeben.
Kontakt: Bundesausfuhramt , Tel.: 06196/9080; Sekretariat Wassenaar Arrangement, Tel.: 0043-1/516360

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Jedes zweite Gerät mit Redline-Infostealer infiziert

Infostealer-Infektionen haben laut Kaspersky-Studie zwischen 2020 und 2023 um mehr als das sechsfache zugenommen.

40 Minuten ago

Kaspersky warnt vor kritischen Sicherheitslücken in Cinterion-Modems

Betroffen sind Millionen IoT- und M2M-Geräte Geräte weltweit. Unter anderem können Angreifer per SMS Schadcode…

5 Stunden ago

Google schließt Zero-Day-Lücke in Chrome

Von ihr geht ein hohes Risiko aus. Angreifbar sind Chrome für Windows, macOS und Linux.

3 Tagen ago

KI erkennt Emotionen in echten Sportsituationen

Forschende des KIT haben ein Modell zur Emotionsanalyse entwickelt, das affektive Zustände ähnlich genau wie…

3 Tagen ago

Ermittlern gelingt weiterer Schlag gegen Ransomware-Gruppe LockBit

Sie decken die Identität des Kopfs der Gruppe auf. Britische Behörden fahnden mit einem Foto…

4 Tagen ago

Apple stellt neuen Mobilprozessor M4 vor

Er treibt das neue iPad Pro mit OLED-Display an. Apple verspricht eine deutliche Leistungssteigerung gegenüber…

5 Tagen ago