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Morpheus 1.9

Unaufgeräumte Benutzer-Schnittstelle

Nach einer einfachen Installation öffnet Morpheus eine überfüllte Homepage mit zwei Button-Reihen, einem Browserfenster und einer Werbeanzeige. Dann öffnen sich zum Ärger des Anwenders noch vier weitere Werbefenster! In Reaktion auf den Druck der Öffentlichkeit scheint Morpheus die Spyware aus seinem Tool verbannt zu haben, der hartnäckige Wald von Werbe-Pop-ups ist aber nicht weniger störend.

Es ist traurig, aber diese neue Version hätte nie über das Stadium der Beta-Tests hinausgelangen dürfen. So weisen Morpheus‘ Navigations-Buttons rätselhafte Benennungen auf. Der für den Tausch von Dateien vorgesehene Bereich nennt sich seltsamerweise „Connect“, und ein Button mit dem Titel „Media Manager“ führt ins Nichts – er ist ein Platzhalter für Funktionen, die erst in zukünftigen Versionen veröffentlicht werden. Außerdem ist es merkwürdig, in beiden Button-Reihen doppelt vorhandene Buttons mit den Namen „Shared Files“ und „Transfers“ zu finden.

Suchen und warten

Nach einem Klick auf „Connect“ muss man darauf warten, eine Verbindung mit Morpheus‘ Festplatten-Netzwerk herzustellen. Dann kann man beginnen, nach Dateien zu suchen.

Leider lieferte Morpheus, das jetzt das Netzwerk von Gnutella nutzt, in den Tests keine schnellen oder gründlichen Suchergebnisse. Es gab viele Suchergebnisse für populäre College-Bands wie Gorillaz, aber nur sehr wenige für Musik, die sich nicht in den Mainstream eingliedert, wie Yo Yo Ma oder Jazz-Künstler. Schlimmer ist aber, dass viele Downloads fehlschlugen und dass die Ergebnislisten von Morpheus nur wenige Informationen über die gefundenen Dateien anbieten. Man kann die Dateigröße und das Format, die Download-Geschwindigkeit und die Anzahl der Hosts sehen, ein Rechtsklick liefert außerdem weitere Metadaten – allerdings zeigt Morpheus nie Informationen über die Bitrate eines Songs an und lässt damit den Anwender bezüglich der Tonqualität einer Datei stets im Dunkeln. Jede andere Peer-to-Peer-Anwendung bietet an zentraler Stelle Informationen über die Bitrate.

Das Chat-Paket

Morpheus 1.9 enthält nun ein neues Chat-Tool, eine übernommene Version des PalTalk-Client. Diese Anwendung selbst funktioniert gut und bietet Hunderte von Chaträumen, darunter auch Chats mit Audio- und Video-Streams. Eigentlich hört sich die Idee, mit anderen Musikfans über die getauschten Songs zu chatten, ganz lustig an. Aber leider hinterlässt diese Anwendung eher den Eindruck eines unabhängigen Programms und wirkt nicht wie ein Teil von Morpheus selbst. Man muss diesen mit Werbung überladenen Chat-Client sogar separat starten. Noch schlimmer: selbst während der Chat-Sessions erscheinen häufig Werbetexte. Diese Art der Werbung ist unglaublich nervig, lässt sich aber mit einem kostenpflichtigen Konto (9.95 US-Dollar für drei Monate, 24.95 US-Dollar für ein ganzes Jahr) abschalten. Das kostenpflichtige Konto ermöglicht außerdem das Betrachten von Videos. Aber eine Chat-Anwendung, die auf einem File-Sharing-Tool basiert? Das ist das Geld nicht wert!

All dies und auch noch Shopping?

Als wäre ein Chat-Client nicht schon genug der Zusatzfunktionen, führt Morpheus 1.9 auch noch ein neues Shopping-Programm ein, das auf Partnerseiten verlinkt, die Bekleidung, Bücher, Schuhe und Elektroartikel anbieten. Beim Einkauf bei diesen Partnern kann man als Belohnung einige Preisnachlässe erhalten. Morpheus‘ Dokumentation ist allerdings sehr spärlich, weshalb sich nicht genau sagen lässt, was man damit verdienen kann. Auch auf der FAQ-Seite braucht man nicht nach Antworten zu suchen – zum Zeitpunkt dieses Testberichts befindet sie sich noch auf dem Stand der Preview Edition. Unglaublich aber wahr: auch eine Website für den Support des Chat-Tools fehlt noch.

Morpheus 1.9 ist eine zusammenhanglose Sammlung von Tools, die wenig mit File-Sharing oder Musik zu tun haben. Dazu kommt, dass während der Tests die meisten Downloads fehlschlugen, und schon hat man insgesamt eine unangenehme Erfahrung mit dieser Anwendung. Derzeit sollte man Morpheus‘ Verwirrung, die ständige Werbung und die nervigen Extras vermeiden und lieber bei LimeWire oder Audiogalaxy bleiben. Es gibt Hoffnung, dass die seit langem erwartete Version 2.0 besser organisiert sein wird.

Download: Morpheus 1.9

ZDNet.de Redaktion

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