IT-Kosten mit Cloud-native-Technologien sparen?

Egal, ob Energie-Krise, Corona-Pandemie oder Ukraine-Krieg – in wirtschaftlich unwägbaren Zeiten stocken nicht nur Lieferketten, sondern auch Geschäftsmodelle. Während die Inflation die Preise treibt, suchen Firmen nach Wegen, um Ausgaben zu senken wie etwa bei der IT. So wollen laut aktueller Studie von EuroCloud Native (ECN) und ISG immer mehr Unternehmen aus dem Mittelstand auf Cloud-Native-Technologien wechseln. Zentraler Treiber: Kostendruck. Neun von zehn Befragten sehen dabei Cloud-Native-Lösungen als wichtiges Mittel, um den Betriebsaufwand ihrer IT-Services zu senken. Die diesjährige Neuauflage des ISG Pulse Checks hatte 200 IT-Verantwortliche aus Unternehmen ab 50 Mitarbeiter:innen in Deutschland befragt, die Cloud- und Cloud-Native-Technologien anwenden oder den Einsatz planen.

„Kosten lassen sich eher langfristig sparen, wenn Wertschöpfung über Software und IT einsetzt“, sagt Marc Korthaus, CEO bei SysEleven. Denn: „Die Cloud macht IT-Landschaften vor allem flexibler und leichter beherrschbar“, sagt Dr. Jörg Domaschka, Gründer von benchANT. Beide Cloud-Native-Dienstleister unterstützen den Mittelstand beim Wechsel auf die Cloud-Native-Technologie. Und beide Unternehmen engagieren sich in der ECN, die seit nunmehr drei Jahren die deutsche Anbieterlandschaft unter dem Dach des Cloud-Computing-Verbands EuroCloud Deutschland versammelt.

Initiales Invest erforderlich

Wie lassen sich Kosten Cloud-native sparen? „Für unsere Kundschaft ist das immer die zentrale Einstiegsfrage“, sagt Domaschka, „aber es wird eben nicht per se günstiger.“ Was Firmen dagegen erwarten können: „Wer vom Serverraum in die Cloud geht, der hält seine Ausgaben zumeist auf konstantem Niveau, bekommt dafür jedoch deutlich mehr Leistung pro Euro“, sagt Domaschka. Dennoch: „Ohne initiales Invest geht es nicht“, sagt Korthaus, „wer Entwicklungsprozesse beschleunigen, Fehlerzeiten reduzieren und zugleich von smarten IT-Features profitieren möchte, der muss IT-Landschaft und -Organisation strategisch entwickeln.“ Worauf es dabei ankommt: „Firmen müssen ihre Anforderungen exakt bestimmen und sie mit den Angeboten der Provider abgleichen.“

Preis-Leistungsverhältnis Tool-basiert bestimmen

Die eigene IT-Landschaft cloudifizieren und Kosten für Datenbanken, Rechen- und Speicherressourcen optimieren: „Wir bewerten das Preis-Leistungsverhältnis von Anbietern und Technologien“, sagt Domaschka, „nur weil zwei Cloud-Angebote gleich aussehen, heißt das nicht, dass in beiden das gleiche drin ist.“ benchANT modelliert typische Workloads und misst unterschiedliche Konfigurationen über eine Software. „Die Portfolios der Cloud-Anbieter haben jeweils andere Schwerpunkte und auch Preise“, sagt Domaschka, „je nach Kundenanwendung machen wir durch Benchmarks die technologischen Unterschiede vergleichbar.“ Was benchANT dabei nicht macht: „Wir stemmen selbst keine Migrationsprojekte“, sagt Domaschka, „sondern verstehen uns als Dienstleister, der mit seinem Tool-basierten Ansatz auch IT-Beratungen die Arbeit erleichtert.“

„Wenn es um Cloud geht, steht die Performance für den Mittelstand nicht oben auf der Agenda“, sagt Domaschka. „Keinesfalls muss es immer ein High-End-System sein“, sagt Korthaus. Beispiel Autokauf: Egal, ob Cabrio, Lastkraftwagen oder Combi – ausschlaggebend sind Sinn- und Einsatzzweck. Nicht anders beim Cloud Computing. „Entscheidend sind die Anwendungen“, so Domaschka. Zum Ausprobieren würden laut Karthaus oft auch Testumgebungen ausreichen. Wer so beginnt, baut seine Landschaft schrittweise auf, entwickelt sie passend zum Geschäftsverlauf weiter und tariert Kosten und Erlöse Cloud-native aus.

Cloud-Services optional buchen oder komplett abbestellen

Egal, ob Laufzeiten, Servicelevel oder Hotline-Erreichbarkeiten – ist die eigene Cloud-Landschaft bereits ausgerollt, dann stecken Chancen in den Verträgen. Wer bestimmte Dienste oder Angebote gar nicht konsumiert, der sollte sie im besten Fall gar nicht mehr bezahlen. Beispiel Datenbanken: „Die wenigsten Firmen brauchen wirklich mehr als 20 Flavours“, sagt Korthaus, „viele Komponenten lassen sich optional buchen oder komplett abbestellen.“ Weiterer Kostenfaktor: Provider müssen nicht zwingend jeden Service managen. Sind Know-how und Ressourcen in der IT-Abteilung verfügbar, um Dienste selbstständig zu administrieren, hält das den Ausgabenrahmen im Zaum.

Software unabhängig vom Cloud-Anbieter betreiben

Auch Vendor-Lock-ins bergen Kostenrisiken. Setzen Unternehmen auf offene und standardisierte Public-Cloud-Architekturen, bleibt die IT flexibel. Beispiel Kubernetes: Über die Container-Lösung lassen sich Applikationen auf nahezu beliebigen Softwareplattformen ausrollen – von Microsoft Azure über AWS bis hin zu OpenStack. „Wer die eigene Software so verpackt, kann sie unabhängig von einem Anbieter immer genau dort betreiben, wo es sich rechnet“, sagt Korthaus. Ergänzende Dienste für Big-Data-Analytics, Speicher- und Rechenressourcen sollten Firmen dann gewissermaßen von der Stange beziehen. Warum sich das empfiehlt: Wer seine Cloud-Native-Anwendungen zu stark an Spezial-Services eines bestimmten Providers bindet, kommt davon nur schwer wieder weg. Generisch aufgebaut bleiben Kostenstrukturen schlank und die IT in der Cloud portabel. Beispielsweise stellt SysEleven seiner Kundschaft mit MetaKube eine Cloud-Native-Plattform auf Basis von Kubernetes in unterschiedlichen Betriebsmodellen zur Verfügung.

Egal, ob Kundenbeziehungen, Geschäftsmodelle oder Produktlebenszyklen: „So smart, wie die Cloud-Native-Applikationen selbst sind, so intelligent sind sie betriebswirtschaftlich zu verwalten und zu administrieren, damit sie für die Auftraggeber profitabel bleiben“, sagt Nils Kaufmann, Initiator der EuroCloud Native und Korthaus schließt an: „Schließlich wird Geld heute über Daten, Dienste und IT-Anwendungen verdient.“

Roger Homrich

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