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Hälfte aller Phishing-Websites imitieren Finanzinstitute

Nach neuen Daten des Cybersecurity-Anbieters Fortra wurde der Finanzdienstleistungssektor im vierten Quartal des vergangenen Jahres am häufigsten Opfer von Cyberangriffen und machte 55 Prozent aller angegriffenen Geschäftsbereiche aus. Mit einem Anstieg von nur drei Prozent gegenüber dem vorangegangenen Quartal bietet der Finanzdienstleistungssektor Bedrohungsakteuren weiterhin eine einfache Möglichkeit, Opfer dazu zu bringen, direkten Zugang zu ihrem Geld, ihren Kreditkarten, Kreditlinien und mehr zu gewähren.

Kompromittierung bestehender Websites

Ein solcher Diebstahl von Zugangsdaten erfolgt in erster Linie ohne Kosten für den Angreifer; laut dem Anbieter wurden drei Viertel der Phishing-Seiten durch kostenlose Methoden wie die Kompromittierung einer bestehenden Website oder den Missbrauch eines kostenlosen Web-Tools oder -Dienstes inszeniert. Bei fast 60 Prozent der Angriffe wurde ein alter globaler Top-Level-Domain-Name (z. B. .com und .org) verwendet, um den Angriffen Legitimität zu verleihen. Dem Bericht zufolge ahmen die Bedrohungsakteure Unternehmen aus dem Finanzsektor nach, darunter nationale und regionale Banken, Kreditgenossenschaften und andere verwandte Unternehmen.

In Deutschland werden Sparkassen-Kunden besonders ins Visier genommen: So wird in Phishing-Mails beispielsweise mit Betreffen wie „Bitte umgehend bearbeiten“ auf die Opfer Druck ausgeübt; es liege eine Aktivität auf unbekannten Geräten vor, heißt es dann in der E-Mail. Auch in angeblichen E-Mails der ING DIBA ist von solchen verdächtigen Aktivitäten die Rede. Der Kunde solle nun im nächsten Schritt sensible Bankinformationen eingeben, um die Aktivität zu überprüfen.

Phishing-E-Mails mit Drohungen

In vermeintlichen E-Mails der Deutschen Kreditbank (DKS) wird auf ein angebliches Auslaufdatum der Kredit- und Debitkarten hingewiesen. Um eine Kontosperrung zu verhindern, müssten persönliche Daten aktualisiert werden. Es kursieren außerdem Phishing-Mails, die behaupten, der DKS-Kunde hätte Daten nicht bestätigt. Das angeblich gesperrte Konto könne man nur über den beigefügten Link freigeben. Aufgrund der P2D2-Richtlinie werden Bankkunden außerdem scheinbar von Volksbanken Raiffeisenbanken oder der Bundesregierung bzw. EU-Kommission aufgefordert, unverzüglich eine Verifizierung durchzuführen. In Wahrheit werden die Kunden nie aktiv diesbezüglich kontaktiert, denn die Richtlinie bewirkt nur alle 90 Tage im Online-Banking eine zusätzliche TAN-Eingabe.

Der erste, seriöse Eindruck einer E-Mail kann trügen: Daher kann zwar das Design realitätsnah sein, der Text aber Rechtschreibfehler und weitere Mängel beinhalten. Außerdem ist es ratsam, nicht direkt auf die Links der E-Mail zu klicken, sondern zunächst auf der Webseite der Bank nach weiteren Informationen zu suchen.

Es hat sich gezeigt, dass Bankbetrügereien sehr gut funktionieren und sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen einem finanziellen Risiko aussetzen – alles, was es braucht, sind die richtigen Bankdaten, und die Konten der Opfer können innerhalb weniger Minuten komplett leergeräumt werden. Diese Angriffe beginnen alle mit einer Phishing-Methode, deshalb sollten Unternehmen Benutzern ein kontinuierliches Security-Awareness-Training ermöglichen. So können sie sicherzustellen, dass sie über die neuesten Phishing-Betrügereien und Social-Engineering-Taktiken informiert sind.

Dr. Martin J. Krämer

ist Security Awareness Advocate bei KnowBe4

Roger Homrich

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