Windows 10: Cortana und Bing übergehen Privatsphäreeinstellungen

Einige Windows-10-Funktionen wie Cortana und Bing senden auch dann Daten an Microsoft, wenn dies in den Privatsphäreeinstellungen deaktiviert und auch die Dienste selbst abgeschaltet wurden. Das geht aus einer Analyse des Technik-Blogs Ars Technica hervor. Ein Microsoft-Sprecher ging auch Nachfrage des Blogs nicht auf die Vorwürfe ein und sagte lediglich, es würden keine Details zu Suchanfragen an den Softwarekonzern übermittelt.

Ein getesteter Rechner mit Windows 10 verschickte regelmäßig Daten, die offenbar für die Nutzung von Microsofts Online-Speicher OneDrive gedacht waren. Ein Grund dafür war laut Ars Technica aber nicht zu erkennen, da der fragliche Rechner nicht mit einem Microsoft-Konto verbunden und damit OneDrive gar nicht eingerichtet war. „Es ist nicht klar, warum überhaupt Daten gesendet werden“, schreibt der Ars-Technica-Autor Peter Bright.

Cortana, Microsofts digitaler Sprachassistent, kommuniziert ebenfalls mit Microsofts Servern. Der Datenstrom reißt laut Ars Technica nicht ab, wenn Cortana deaktiviert wird. Die Cortana-Daten sollen zudem eine eindeutige ID des Computers enthalten, die sich auch nach mehreren Neustarts nicht ändert. Das erlaube es Microsoft, alle Anfragen an Cortana einem einzelnen Computer zuzuordnen.

Die Analyse des Internetverkehrs eines Windows-10-Rechners habe auch gezeigt, dass einige Dienste eine unverschlüsselte Verbindung zu Microsofts Servern herstellten, heißt es weiter in dem Bericht. Das erlaube es unbefugten Dritten, den Datenverkehr abzufangen und auszuspähen. Andere Daten seien indes unzugänglich, sodass weder Nutzer noch Kriminelle sehen könnten, was tatsächlich an Microsoft übertragen werde.

„Das Deaktivieren der Dienste durch diejenigen, die sie gar nicht nutzen wollen, sollte sie wirklich abschalten“, kommentiert Bright. „Es ist es überhaupt nicht klar, das Windows 10 da derzeit macht.“

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Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz hatte Microsoft erst vor wenigen Tagen vorgeworfen, PCs mit Windows 10 in eine „private Abhöranlage“ zu verwandeln. Tatsächlich akzeptieren Nutzern, die bei der Einrichtung des OS die Express-Einstellungen übernehmen, weitgehende Eingriffe in ihre Privatsphäre. Unter anderem erlaubt sich Microsoft die Verwendung einer App-übergreifenden Werbe-ID und den Zugriff auf alle getippten und handgeschriebenen Wörter. Windows 10 macht aber auch vor E-Mails, installierten Apps und den Inhalten privater Ordner nicht halt. Es sammelt außerdem Suchanfragen an Bing sowie Unterhaltungen mit dem Sprachassistenten Cortana.

[mit Material von Zack Whittaker, ZDNet.com]

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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