Zahlreiche Fotografen sind verärgert über Yahoos Bilderdienst Flickr und dessen Druckdienst Wall Art. Er wird seit letzter Woche nicht mehr nur für eigene Fotos, sondern auch für 50 Millionen frei verfügbare Aufnahmen und einige handverlesene geschützte Bilder angeboten. Wie sich herausstellt, sind die Preise für geschützte und frei verfügbare Bilder für den Endkunden identisch, der Fotograf erhält aber nur dann 51 Prozent des Betrags, wenn sein Bild nicht unter der Lizenz Creative Commons steht.
Das bedeutet letztlich, dass Yahoo mit Bildern Geld macht, die Fotografen verschenken wollten. Weder der Käufer noch der Fotograf profitieren von der Freigabe des Bildes unter dieser Lizenz. Ein großformatiger Leinwanddruck fürs Wohnzimmer kostet beispielsweise um 50 Dollar.
Das Wall Street Journal hat dazu 14 betroffene Fotografen befragt. Es hörte im Gespräch mit ihnen zwar teilweise erhebliche Bedenken und Frustration, acht von ihnen allerdings – und damit die Mehrheit – sehen die Nutzung freigegebener Bilder nicht als Problem.
Der für Flickr verantwortliche Yahoo-Vizepräsident Bernardo Hernandez kommentierte gegenüber News.com, Flickr gewähre Fotografen „eine unglaubliche Flexibilität“. Sie könnten beispielsweise die kommerzielle Nutzung ihrer Aufnahmen untersagen. Auch ein Wechsel von der Creative-Commons-Lizenz zu einer anderen sei jederzeit möglich.
Schon mehrfach wurden Firmen verklagt, weil sie unter Creative-Commons-Lizenz stehende Bilder etwa für Werbekampagnen nutzten. So beispielsweise Virgin Mobile 2007 auf einer Plakatwerbung. Die abgebildete Klägerin musste sich allerdings auf ihre Persönlichkeitsrechte beziehen, da der Fotograf kommerzielle Nutzung ausdrücklich erlaubt hatte.
Creative Commons sieht grundsätzlich die Option vor, Bilder für kommerzielle Nutzung und auch für Bearbeitung separat freizugeben – oder eben nicht. Laut de.creativecommons.org gestatten derzeit etwa 58 Prozent auch eine kommerzielle Nutzung, also dass andere mit ihrem Werk Geld verdienen. 76 Prozent lassen Bearbeitungen zu. Diese Zahlen stammen aus dem kürzlich veröffentlichten Report „State of the Commons„.
Wenn auch Flickr mit dem Verkauf der Bilder im Recht ist, kommt etwa Kritik von der konkurrierenden Website DeviantArt. Diese beteiligt Fotografen grundsätzlich, wenn Posterabzüge bestellt werden. CEO Angelo Sotira nannte Yahoos Entscheidung ein Zeichen von „Mangel an Respekt“ und „einen Bärendienst am Konzept der offenen Verteilung übers Internet“. Und der 2008 ausgeschiedene Flickr-Mitgründer Stewart Butterfield bezeichnete die Strategie als „etwas kurzsichtig“: „Man kann sich kaum vorstellen, dass die Einnahmen aus dem Verkauf die Kosten des Vertrauensverlusts wettmachen.“
[mit Material von Richard Nieva, News.com]
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