Chinesische Arbeiter protestieren gegen Stellenabbau bei Microsoft

Chinesische Angestellte von Microsofts, die bisher für die von Nokia übernommene Gerätesparte arbeiteten, haben gegen den Mitte Juli angekündigten Stellenabbau demonstriert. Schon am Freitag gingen laut Reuters „Hunderte“ Mitarbeiter auf die Straße und beschuldigten Microsoft einer „feindlichen Übernahme sowie brutaler Entlassungen“. Die Demonstranten hielten vor dem Forschungszentrum und Werk in Peking fünf Stunden lang Protestplakate hoch und riefen Parolen gegen Microsoft. Am Wochenende gingen die Proteste dann in abgemilderter Form weiter.

Am zweiten Protesttag versammelten sich laut MarketWatch knapp 100 Mitarbeiter auf dem Industriegelände in Yizhuang. Sie warfen Microsoft vor, sein Versprechen gebrochen zu haben, im ersten Jahr nach der Übernahme von Nokias Gerätesparte im April keine Stellen zu streichen.

Wie Chinas staatliche Medien am Sonntag berichteten, will Microsoft in seiner Niederlassung in Peking rund 4700 der 5000 Arbeitsplätze abbauen, sodass nur noch etwa 300 Angestellte dort verbleiben. Laut China National Radio (CNR) richten sich die Proteste aber nicht nur gegen die Entlassungen selbst, sondern auch gegen „nicht angemessene“ Abfindungen.

Der Abfindungsplan sieht vor, dass entlassene Angestellte zwei Monatsgehälter plus ein Monatsgehalt für jedes Jahr Betriebszugehörigkeit erhalten sollen. Gegenüber CNR erlärten betroffene Microsoft-Mitarbeiter, dass diejenigen, die den Abfindungsplan nicht unterzeichneten, gefeuert würden, was wahrscheinlich gegen chinesisches Arbeitsrecht verstößt.

Ende April hatte Microsoft die Übernahme von Nokias Mobilgerätesparte für 5,44 Milliarden Euro abgeschlossen. Mit ihr wechselten rund 25.000 Mitarbeiter zu Microsoft. Mitte Juli kündigte der Konzern dann an, bis Mitte 2015 weltweit 18.000 Stellen zu streichen, 12.500 davon bei der ehemaligen Nokia-Sparte. Das ist die größte Entlassungswelle in seiner fast 40-jährigen Geschichte.

CEO Satya Nadella erklärte, dass die Entlassungen unabdingbar für die Umstrukturierungen des Konzerns seien. In einer Mitteilung an die Angestellten schrieb er, dass noch in diesem Jahr 13.000 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen müssen. Gleichzeitig versprach er, dass man den Betroffenen Abfindungen zahlen und sie bei der Suche nach neuen Jobs unterstützen werde. Zudem könne „jeder erwarten, mit dem Respekt behandelt zu werden, den er aufgrund seiner Verdienste für das Unternehmen verdient hat“.

Außer den Mitarbeiterprotesten sieht sich Microsoft in China noch weiteren Problemen ausgesetzt. Vergangene Woche durchsuchte die China State Administration for Industry and Commerce mehrere Büros von Microsoft in Peking, Shanghai, Guangzhou und Chengdu. Dabei fertigten die Kartellwächter Kopien von Geschäftsunterlagen wie Bilanzen und Verträgen an. Zudem teilten sie mit, dass sich die Ermittlungen auch gegen zwei nicht genannte Führungskräfte aus Redmond richteten.

[mit Material von Don Reisinger, News.com, und Charlie Osborne, ZDNet.com]

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ZDNet.de Redaktion

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