URL-Reduktion in Chrome: Google rudert zurück

Google hat eine umstrittene Funktion seines Browsers Chrome von der höchsten Prioritätsstufe in den dritten Rang befördert, wie Entwickler Peter Kasting in einem Blogbeitrag schreibt. Ihm zufolge wurde sie „zurückgestellt“. Sie sollte die URL-Anzeige in der Browserzeile reduzieren. Einen weiteren Kommentar wollte Google auf Nachfrage durch News.com nicht abgeben.

Googles Idee war es, in einem „Origin Chip“ genannten Bereich nicht lange URLs wie //www.zdnet.de/88195151/google-street-view-gibt-einblick-brasilianische-wm-stadien/ anzuzeigen, sondern nur noch Domainnamen wie zdnet.de. Damit sollte der Fokus gerade technisch wenig versierter Anwender wieder auf den Domainnamen gelenkt werden. Schließlich enthalten viele URLs – etwa https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=8&cad=rja&uact=8&ved=0CGgQiBUwBw
&url=https%3A%2F%2Fplus.google.com%2F11747983 […]
– für die meisten Menschen nicht lesbare Daten, in diesem Fall etwa einen Hinweis auf eine vorliegenden Google+-Benachrichtigung für den Suchenden.

Google Origin Chip: die URL wird auf die Top Level Domain redziert, daneben lassen sich Suchbegriffe spezifizieren (Screenshot: News.com).

Google hatte diese Idee in der Beta-Version von Chrome getestet, um die Reaktionen zu beobachten. Viele fielen negativ aus, da lange URLs eben doch auch viele nützliche Daten enthalten – zumindest für diejenigen, die sich ein wenig damit auskennen. Beispielsweise helfen Verzeichnisnamen wie http://www.reddit.com/r/bitcoin oder http://www.ebay.de/chp/freizeit-sport bei der Orientierung, und Tags wie „?feedType=RSS&feedName=technologyNews“ informieren über Tracking.

Die Diskussion zeigt jedenfalls, dass die Bedeutung von URLs in den letzten Jahren abgenommen hat: Wo früher URLs in Mails kopiert wurden (dafür gibt es sogar die Tastenkombination Strg+L, die die komplette URL auswählt), drückt man heute auf einen Sharing-Button. Kasting argumentierte darüber hinaus in einem früheren Beitrag auf Google+, eine minimalistische Darstellung wie die von Google ausgedachte lade zu einer Suche auf der Site und zu einer weiteren Präzisierung von Suchbegriffen ein. Der Nutzer bekomme auch besser mit, auf welcher Website er sich wirklich befinde, was der Sicherheit zuträglich sei.

Apple reduziert die Darstellung von URLs in iOS seit Version 7 – also in seinem Betriebssystem. Es ist allerdings für Mobilgeräte mit beschränktem Platz auf dem Bildschirm optimiert. Dennoch scheint Apple an der Idee Gefallen gefunden zu haben. Auf der WWDC demonstrierte es eine neue Safari-Version für Mac OS X, die ebenfalls die URL reduziert.

[mit Material von Stephen Shankland, News.com]

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Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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