Edward Snowden wirft NSA Industriespionage vor

Der Whistleblower Edward Snowden hat der National Security Agency (NSA) in einem Interview mit der ARD Industriespionage vorgeworfen. Demnach sammelt der US-Auslandsgeheimdienst Informationen über ausländische Firmen, selbst wenn sie irrelevant für die nationale Sicherheit der USA sind. Als Beispiel für Betroffene nannte Snowden den Siemens-Konzern.

„Es gibt keinen Zweifel daran, dass die USA Industriespionage betreiben“, sagte Snowden. „Wenn es bei Siemens Informationen gibt, die für die Interessen der USA Bedeutung haben – selbst wenn sie nichts mit nationaler Sicherheit zu tun haben -, dann nehmen sie diese Informationen.“

Snowden sagte zudem, er sei nicht mehr im Besitz der von ihm gesammelten NSA-Dokumente, bei deren Veröffentlichung er in den vergangenen Monaten mitgeholfen habe. Das Material befinde sich nun in den Händen ausgewählter Journalisten. Auch sei er nicht mehr an Entscheidungen über künftige Enthüllungen beteiligt.

Das Interview wollte die NSA auf Nachfrage von News.com nicht kommentieren. Im Zusammenhang mit einem Bericht der New York Times, wonach der Geheimdienst auf annähernd 100.000 Computern weltweit Überwachungssoftware installiert hat, hatte die NSA jedoch Mitte Januar die Weitergabe nachrichtendienstlicher Erkenntnisse an US-Firmen bestritten.

„Die Aktivitäten der NSA konzentrieren sich auf legitime ausländische nachrichtendienstliche Ziele und werden gezielt nur gegen diese eingesetzt“, heißt es in einer Stellungnahme der NSA zu dem Bericht. „Außerdem setzen wir unsere nachrichtendienstlichen Fähigkeiten nicht ein, um Geschäftsgeheimnisse ausländischer Firmen zu stehlen, und geben gesammelte Informationen auch nicht an US-Firmen weiter, damit sie ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit verbessern oder ihre Gewinne erhöhen können.“

Kritik an den Spähprogramme der US-Regierung gab es von Seiten der Bundesregierung erst, nachdem bekannt wurde, dass die NSA auch das Handy von Bundeskanzlerin Angela Merkel angezapft hat. Präsident Barack Obama hatte zuletzt angekündigt, im Rahmen der geplanten Geheimdienstreform werde die NSA die Überwachung der Kommunikation von „Staats- und Regierungschefs unserer engen Freunde und Verbündeten“ einstellen.

[mit Material von Steven Musil, News.com]

Tipp: Wie sicher sind Sie bei der Sicherheit? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Apple stellt neuen Mobilprozessor M4 vor

Er treibt das neue iPad Pro mit OLED-Display an. Apple verspricht eine deutliche Leistungssteigerung gegenüber…

12 Stunden ago

Cyberabwehr: Mindestens zwei kritische Vorfälle pro Tag

Davon entfällt ein Viertel auf staatliche Einrichtungen und 12 Prozent auf Industrieunternehmen.

12 Stunden ago

Tunnelvision: Exploit umgeht VPN-Verschlüsselung

Forscher umgehen die Verschlüsselung und erhalten Zugriff auf VPN-Datenverkehr im Klartext. Für ihren Angriff benötigen…

13 Stunden ago

Online-Banking: 42 Prozent kehren Filialen den Rücken

Weitere 40 Prozent der Deutschen erledigen ihre Geldgeschäfte überwiegend online und gehen nur noch selten…

14 Stunden ago

Google veröffentlicht neues Sicherheitsupdate für Chrome

Zwei Schwachstellen in Chrome gehören nun der Vergangenheit an. Von ihnen geht ein hohes Risiko…

18 Stunden ago

Digitale Souveränität: ein essenzieller Erfolgsfaktor für Unternehmen

Mit der zunehmenden computerbasierten und globalen Vernetzung gewinnt die digitale Souveränität an rasanter Bedeutung. Viele…

20 Stunden ago