T-Mobile USA setzt Carrier IQ auf Blackberry-Geräten ein

Das vielfach als Spionageprogramm angesehene Carrier IQ wurde auch auf Blackberry-Smartphones installiert – und zwar nicht vom Hersteller der Endgeräte, sondern von einem seiner Netzanbieter-Partner, der US-Tochter von T-Mobile. Hersteller RIM hatte sich in der letzten Woche noch deutlich von der strittigen Software distanziert: „RIM installiert Carrier IQ nicht auf Blackberry-Smartphones vor und erlaubt es auch seinen Mobilfunkpartnern nicht, die Anwendung vor Verkauf oder Vertrieb zu installieren“, hieß es in einer Erklärung des kanadischen Herstellers.

Zuletzt waren mehrere von T-Mobile vertriebene Blackberrys in einer Liste von Geräten aufgetaucht, auf denen Carrier IQ entdeckt wurde. Ein Vertreterin von RIM erklärte, die Angelegenheit näher untersuchen zu wollen. Ein Sprecher von T-Mobile USA hingegen bestätigte ZDNet, dass sein Unternehmen die Software auf Blackberry 9900, 9360 und 9810 einsetze. Die Liste führt außerdem Geräte von HTC, Samsung und LG auf, die von T-Mobile USA mit Carrier IQ ausgeliefert wurden.

T-Mobile USA bestritt zugleich das Ausspähen privater Daten: „T-Mobile benutzt das Diagnosetool Carrier IQ für die Fehlersuche hinsichtlich Gerät und Netzleistung mit dem Ziel, die Verlässlichkeit des Netzwerks und unsere Kundenerfahrung zu verbessern. T-Mobile setzt dieses Diagnosetool nicht ein, um die Inhalte von SMS, E-Mails oder Sprachnachrichten zu ermitteln, auch nicht die genauen Ziele der Internetaktivität eines Kunden. Das Tool kommt auch nicht für Marketingzwecke zum Einsatz.“

Laut T-Mobile USA soll Carrier IQ lediglich bestimmen helfen, warum ein Akku seine Ladung nicht hält und ob Verbindungsabbrüche auf ein Geräteproblem oder Netzwerkversagen zurückgehen. Die Software soll außerdem bei der Fehlersuche helfen, wenn eine App ausfällt. Softwarehersteller Carrier IQ, der die gleichnamige Software an die Netzbetreiber liefert, beschreibt ihren Zweck mit ähnlichen Argumenten.

Android-Entwickler Trevor Eckhart, der die bei US-Smartphones verbreitete Verwendung von Carrier IQ öffentlich machte, sieht in ihr hingegen ein „Rootkit“, das Tastatureingaben aufzeichnet und die Privatsphäre der Verbraucher verletzt. Andere Sicherheitsforscher wie Dan Rosenberg stimmen mit dieser Bewertung allerdings nicht überein. Nach seiner Analyse kann Carrier IQ nicht die Textinhalte von SMS, Webseiten oder E-Mails übertragen, wie vielfach berichtet wurde. Aber auch er fordert mehr Transparenz von Seiten der Netzbetreiber hinsichtlich der Sammlung von Nutzerdaten und fordert eine unabhängige Aufsicht von dritter Seite, um Missbrauch zu vermeiden.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Ebury-Botnet infiziert 400.000 Linux-Server weltweit

Kryptodiebstahl und finanzieller Gewinn sind laut ESET-Forschungsbericht die vorrangigen neuen Ziele.

1 Stunde ago

Sicherheitslücken in Überwachungskameras und Video-Babyphones

Schwachstellen aus der ThroughTek Kaylay-IoT-Plattform. Dringend Update-Status der IoT-Geräte prüfen.

1 Stunde ago

AWS investiert Milliarden in Cloud-Standort Brandenburg

Fast acht Milliarden Euro fließen in die deutsche Region der AWS European Sovereign Cloud. Das…

5 Stunden ago

Hochsichere Software für Electronic Knee Boards der Bundeswehrpiloten

Im Rahmen der umfassenden Digitalisierung der Bundeswehr ersetzen Electronic Knee Boards die herkömmlichen Handbücher von…

8 Stunden ago

Mai-Patchday: Microsoft schließt zwei aktiv ausgenutzte Zero-Day-Lücken

Sie betreffen Windows 10, 11 und Windows Server. In SharePoint Server steckt zudem eine kritische…

11 Stunden ago

Firefox 126 erschwert Tracking und stopft Sicherheitslöcher

Mozilla verteilt insgesamt 16 Patches für Firefox 125 und älter. Zudem entfernt der Browser nun…

13 Stunden ago